Sanierung der Natursteineinfassung am Braunschweiger Jödebrunnen

Am Jödebrunnen im Braunschweig wird das Kalksteinmauerwerk rund um das Wasserbecken instand gesetzt. Zahlreiche Schäden haben der historischen Anlage stark zugesetzt. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz hat Fördermittel in Höhe von 22.000 € für die Arbeiten zugesagt.

Der Jödebrunnen ist das älteste original erhaltene Zeugnis der Braunschweiger Trinkwasserversorgung. Gemeinsam mit den beiden innerstädtischen Brunnen bildet er ein Zeugnis für die Wasserversorgung der Stadt vom Mittelalter bis in das 19. Jahrhundert.

Zur Erinnerung: Braunschweig war ehemals eine bedeutende Handelsstadt und erlebte um das Jahr 1374 eine wilde Zeit, als die „Goße Schicht“ in Gang kam und die Bürger gegen ihren Rat aufbegehrten. Am Ende wurde der Aufstand mit Hilfe der anderen Hansestädte niedergeschlagen.

Das rechteckige Wasserbecken des Jödebrunnens ist 41 Meter lang und 47 Meter breit. Drei Seiten sind von einer Mauer aus Kalkstein eingefasst, den Abschluss der vierten Seite bildet eine natürliche Böschung. Der Brunnen ist 3,20 Meter hoch und durchschnittlich 80 Zentimeter tief. Als Abdeckung der Mauerkronen dienen Natursteinplatten, die durch sogenannte Steinschlösser oder metallene Eisenklammern miteinander verbunden sind.

Mit dem Becken wird Quell- und Schichtenwasser aufgefangen, das über die Böschung von Westen eingebracht wird. Für eine konstante Füllhöhe sorgt ein Überlauf an der Südostseite.

Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass die Mauern des Beckens teilweise auf Holzbohlen und Spickfählen gegründet sind und bis zu einer Höhe von 1,60 Meter aus kleineren Natursteinen gefügt sind. Dieser Bereich stammt vermutlich aus der mittelalterlichen Entstehungszeit.

Erstmals urkundlich erwähnt wurde der Jödebrunnen im Jahre 1345. Die Bauart mit den drei Mauern ist seit dem 14. Jahrhundert überliefert. Der Brunnen wurde angelegt, um einen anschließenden Brunnen auf dem Altstadtmarkt zu speisen, später kam ein weiterer Brunnen auf dem Kohlmarkt hinzu.

Zwei Teilstücke einer hölzernen Wasserleitung vermutlich aus dem 18. oder 19. Jahrhundert, im Mannheimer Landesmuseum für Arbeit und Technik ausgestellt. Die Rohre waren an einem Ende spitz zugehauen waren und ineinander gesteckt.Durch sogenannte Piepen – hölzerne Wasserleitungen – waren die Brunnen miteinander über eine Entfernung von rund zwei Kilometern verbunden.

Im 19. Jahrhundert wurde eine zentrale Wasserversorgung für die Stadt durch das Flusswasserwerk im Bürgerpark eingerichtet.

Die Bestrafung 1380 nach fünf Jahren „Großer Schicht“ und Handelsboykott durch andere Städte war drakonisch: acht Braunschweiger Ratsleute mussten zum Hansetag nach Lübeck reisen und dort vor dem Dom demütig und in aller Öffentlichkeit um Vergebung und um Wiederaufnahme in die Hanse bitten. Ebenfalls wurden acht Ratsleute – ebenso viele Mitglieder der ehemaligen Stadtregierung waren im Verlauf des Aufstands ums Leben gekommen – verdonnert, nach Rom zu fahren und dort für die Seelen der Getöteten zu beten. Schließlich musste Braunschweig eine Kapelle bauen und sich verpflichten, auf ewig dort Messen lesen zu lassen.

(29.10.2014)