„Actum, Berlin, den 6. August 1791“, beginnt das Dokument über die Inbetriebnahme des Brandenburger Tores, und später folgt eine nüchterne Aufstellung des Mobiliars, das den Wachleuten und Zöllnern übergeben wurde: „3 Tische, 4 neue Schemmel, 2 schon gebrauchte aus der Interims-Wache, 1 Spinde für den Unteroffizier und 4 Schlüssel.“ Damit hatte das spätere Deutschland sein Symbol für die Geschichte und Berlin sein Wahrzeichen.
Zeitgenossen aus dem In- und Ausland lobten von Anfang an die Architektur von Carl Gotthard Langhans. Der hatte sich den Torbau (Propyläen) der Akropolis zum Vorbild genommen und damit nicht nur den schon älteren Wunsch von Preußens Königen erfüllt, die Residenzstädte Berlin und Potsdam durch repräsentative Bauten aufzuwerten. Vermutlich hatte er auch den neuen Geschmack der Zeit getroffen: die französische Revolution war gerade erst ein paar Jahre alt, und in Europa träumte man mal wieder von Frieden und Freiheit, auch von Befreiung des Denkens von der staatlichen Knute. Das Tor spiegelt mit seiner offenen Gestaltung diese Ideale wieder.
Ebenso dem damaligen Zeitgeist verhaftet waren die praktischen Aspekte seiner Nutzung: der mittlere Durchgang blieb allein für den König und sein Personal reserviert, in den Durchgängen links und rechts davon konnten Fuhrwerke passieren, ganz außen durften die Fußgänger durch. Eingebunden war das Bauwerk in die Zoll- und Akzisemauer aus dem Jahr 1734. Hier wurden die vielfältigen Abgaben erhoben, die Händler für ihre Waren zu entrichten hatten.
Für Preußens Militärs dienten Mauer und Tore auch dazu, Fahnenflüchtige abzufangen. Ausführlich sind diese Aspekte in dem Buch „Die Berliner Akzisemauer. Die vorletzte Mauer der Stadt“ beschrieben.
Gebaut wurde das Tor aus Elbsandstein. Unter Friedrich dem Großen (1712-1786) war die Einfuhr dieses in Berlin beliebten und über die Flüsse leicht heranzutransportierenden Materials noch verboten gewesen. Dies weil er den Naturstein aus seinen im Krieg eroberten schlesischen Provinzen fördern wollte.
Nun wurde unter dem Nachfolger Friedrich Wilhelm II. für die Säulen des Bauwerks eine besonders feste Sandsteinsorte in den sächsischen Brüchen bestellt, der Postelwitzer. Der sei vor der letzten grundlegenden Sanierung (2000-2002) „tatsächlich noch sehr gut erhalten“ gewesen, heißt es in dem Buch „Naturwerksteine in Architektur und Baugeschichte von Berlin“.
Der Beitrag (Autoren: Uwe Jekosch, Ferdinand Damschun) gibt einen umfassenden Überblick über die Steinsorten am Tor, etwa den Lausitzer Granit am Fuß der Säulen als Sperre gegen aufsteigendes Grundwasser.
Keineswegs, anders als heute beliebt, zeigte man damals den Sandstein wie von Natur. Zum Schutz vor der Witterung war die Oberfläche mit Käsekitt abgedichtet. Darüber trug das Gebäude einen Anstrich mit Laugekalk, so dass es sich in weißer Farbe präsentierte. Bei späteren Restaurierungen kam es zu anderen Farbtönen, etwa kurz nach 1800 zu dem als „Café au Lait“ verspotteten hellen Braun.
Die Zoll- und Akzisemauer wurde 1867/68 endgültig abgerissen. Da hatte die Eisenbahn sie schon arg durchlöchert. An ihre Stelle wurden vielfach U- oder S-Bahnlinien gesetzt. Bahnhöfe wie Schlesisches, Hallesches oder Oranienburger Tor tragen die Namen der dort befindlichen ehemaligen Durchlässe.
An die Mauer aus DDR-Zeiten von 1961 bis 1990 erinnert ein Streifen von Kopfsteinpflaster im Asphalt. Von ihm aus sollen zum 25. Jubiläum des Mauerfalls auf 15 km Länge leuchtende Ballons in den Himmel steigen.
* „Die Berliner Akzisemauer. Die vorletzte Mauer der Stadt“, Helmut Zschocke, Berlin Story Verlag
* „Naturwerksteine in Architektur und Baugeschichte von Berlin“, Band 6 der „Führer zur Geologie von Berlin und Brandenburg“, Selbstverlag Geowissenschaftler in Berlin und Brandenburg. Direktbestellung bei Geozon Science Media UG., Pettenkoferstr. 16 – 18, 10247 Berlin, Fax 030 / 20 23 83 199; Mail.
* Führungen zur Verwendung von Naturstein in der Berliner Innenstadt veranstaltet Dr. Gerda Schirrmeister.
* Führer in anderen Städten sind zu erreichen über das Netzwerk Steine in der Stadt.
Glienicker Brücke
Nicht weniger als das Brandenburger Tor ist die Glienicker Brücke ein Symbol der deutschen Geschichte. Just in ihrer Mitte verlief ehemals die Grenze zwischen Ost und West. Gelegentlich war sie im Kalten Krieg der Ort für den Agentenaustausch.
Derzeit werden ihre Kolonnaden restauriert: da die Stahlverbindungen im Inneren des Wünschelburger Sandsteins rosten und aufquellen, sind die Säulen, Brüstungen und Sandsteinvasen, die die Brücke seitlich begrenzen, stark gefährdet.
Deutsche Stiftung Denkmalschutz