„Im Allgemeinen treffen wir auf eine positive Überraschung, wenn wir sagen, dass die Materialien für unsere Mosaike aus dem Recycling kommen“, schreibt uns Mariangela Lückmann auf die Frage, wie denn die Kunden auf eine ihrer Produktegruppen reagieren. Die Firma Marmoraria Sol Pedras Group, die sie zusammen mit Ehemann Celso im Süden Brasiliens betreibt, wurde im November 2014 für das Konzept der Verwertung von Abfällen aus der Natursteinwirtschaft mit einem internationalen Preis ausgezeichnet.
Schauplatz der Ehrung war die Innovationsmesse im chinesischen Kunshan unweit von Shanghai. Die dort jährlich stattfindende Präsentation, bei der diesmal rund 3500 Innovationen aus 32 Ländern miteinander konkurrierten, wird von der gemeinnützigen International Federation of Inventors’ Associations (IFIA), dem Dachverband der nationalen Erfinderorganisationen, ausgerichtet.
Sol Pedras Group gewann den Preis in der Kategorie Umweltschutz und Nachhaltigkeit.
„Programa Resíduo Zero“ (Programm Null Abfall) nennt sich das Konzept der Firma mit Sitz in Foz do Iguaçu, dem Ort mit den berühmten Wasserfällen im Dreiländereck von Brasilien, Argentinien und Paraguay. Dafür sammelt die Firma bei Kooperationspartnern dies- und jenseits der Grenze Steinabfall ein. Der stammt von Steinmetzbetrieben, aus der Verarbeitung von rohen Blöcken und Platten sowie aus Steinbrüchen.
Für die Neuverwendung der Reststücke wurde je nach ihrer Größe und Art eine breite Palette von Produkten entwickelt, die sich daraus herstellen lassen: bezüglich der Wertigkeit stehen am oberem Ende Mosaike, genauer: dekorative Fliesen, die mit viel Handarbeit aus rechteckigen Stücken oder langen Streifen zusammengesetzt sind. An unteren Ende ist es Schotter oder sind es Zuschlagsstoffe für Mörtel.
Vom Wert her dazwischen liegen Steine für den Gartenbau, etwa Kiesel oder Schüttgut zum Mulchen rund um Baumstämme.
Im Jahr 2000 hatten die Firmengründer begonnen, Konzepte für das Recycling von Naturstein zu entwickeln.
Man habe viele Ideen für Produkte und auch für eine kostengünstige Herstellung ausprobiert, schreibt Mariangela Lückmann. „Jede Idee wird ingenieurstechnisch begleitet, und heute haben wir mehr als 100 geeignete Verfahren.“
Inzwischen hat sich so eine ganze Firmengruppe gebildet. Allerdings bezeichnet das „Group“ (Gruppe) im Firmennamen nach wie vor ein mittelständisches Unternehmen, kein Industriekonglomerat.
Dabei machen die Firmenchefs mit ihren Recycling-Ideen auch Sozialpolitik: im Mosaik-Atelier, das, wie Mariangela Lückmann formuliert, der „Augapfel“ der Firmengruppe ist, arbeiten bevorzugt Personen, die sonst auf dem Arbeitsmarkt kaum Chancen hätten.
Die Käufer-Zielgruppe umreißt Mariangela folgendermaßen: „Es sind Leute, denen die Fragen der Umwelt und des Sozialen wichtig sind, sie reichen von Baufirmen über Architektur- und Ingenieurbüros bis hin zum Endverbraucher.“
Derzeit versucht die Firma, via Portugal den Export nach Europa zu starten.
Vor der Prämierung in China hatte das Konzept schon zweimal in Brasilien Preise gewonnen.
International Federation of Inventors’ Associations (IFIA)
Fotos: Sol Pedras Group
(23.03.2015)