Steter Tropfen höhlt den Stein, sagt ein altes Sprichwort, und neuerdings wird Wasser sogar für das Spalten von dicken Rohblöcken eingesetzt. „Hydrasplit“ heißt die Technologie, die von einem europäischen Firmenkonsortium entwickelt wurde: dabei wird Wasser unter extrem hohem Druck in Bohrlöcher im Stein gegeben, um diesen kontrolliert aufzureißen.
Kern der Technologie ist der Splitter (Spalter): Er wird in ein Bohrloch im Stein eingesetzt und dann per Hochdruckpumpe auf 700 bar gebracht. Das ist ein sagenhafter Druck von etwa 7000 t pro Quadratmeter. Das Wasser dient nur dazu, den Druck zu übertragen, vegleichbar dem Öl in der Hydraulik.
Wie beim herkömmlichen Sprengen mit Explosivstoffen müssen vorher Löcher in den Stein gebohrt werden. Ihre Tiefe entspricht der beim gewöhnlichen Sprengen.
Die Vorteile von Hydrasplit liegen laut Webpage des Projekts erstens in Kostensenkung: Denn die Anlage mit Splittern, Schläuchen und Pumpe immer wieder verwendet werden. Zudem hat man es nicht mit gefährlichen Explosivstoffen zu tun.
Zweitens gibt es praktisch keine Vibrationen, wenn der Block aufreißt. Nur ein kräftiges Knacken ist zu hören. Beim herkömmlichen Sprengen hingegen entsteht neben einem lauten Knall auch ein Ruck, der durch die Erde läuft.
Im Vergleich zum Spalten in Handarbeit mit Hammer und Keilen gibt es weniger Lärm und weniger Unfallgefahr.
Erik Ahnberg von der schwedischen Firma Emstone sieht im „sekundären Spalten von Blöcken“ die hauptsächlichen Einsatzgebiete für Hydrasplit. Außerhalb der Natursteinbranche sind Anwendungen etwa beim Abriss von Gebäuden oder in bestimmten Fällen im Tunnelbau möglich.
Ziel der Entwicklung war, die europäische Steingewinnung wieder wettbewerbsfähiger zu machen. Seit einigen Jahrzehnten hat sie mit hohen Kosten, Umweltauflagen und Widerständen in der Bevölkerung zu kämpfen.
Gefördert wurde das Forschungsprojekt von der Europäischen Kommission mit 1,1 Millionen € im Zeitraum von 2 Jahren. Beteiligt waren aus Schweden Emstone, Emmaboda Granit, das CBI (Swedish Cement and Concrete Research Institute) und das SP (Technical Research Institute of Sweden). Aus Italien wirkten Ripamonti Dr. Gianni und D’Appolonia mit, aus Griechenland Laskaridis Marble und aus Polen Abra Sp. Der Dachverband der europäischen Natursteinverbände, Euroroc, förderte das Projekt.
Rendering/Fotos: Emstone
(26.03.2015)