Planet im Inferno: am 10. April vor 200 Jahren explodierte der indonesische Vulkan Tambora

Die Caldera des Tambora heute: etwa 6 km ist der Krater breit. Ehemals trug er über sich einen Berg von rund 4000 m Höhe, von dem bei dem Ausbruch im April 1815 rund 1200 m in die Luft flogen. Am Boden des Kraters treten heute wieder heiße Gase und kleinere Lavaflüsse aus. Foto: NASA / Wikimedia Commons

Nicht einmal ansatzweise kann man sich vorstellen, was am 10. April vor 200 Jahren (1815) auf der indonesischen Insel Sumbawa geschah: der Vulkan Tambora explodierte und schoss seinen kompletten Kegel, etwa 1200 m Berg, in die Luft. Am Ende war nur noch der Sockel übrig, seitdem garniert mit einer gewaltigen Caldera. Ungeheure Mengen an Material wurden über die Inseln der Umgebung verstreut, weitläufig im Meer versenkt oder als feine Staubteilchen mit den Atmosphärenwinden um den Globus verteilt.

Das Ereignis gilt als der größte Vulkanausbruch seit Menschengedenken. Bekannt ist aus Sedimenten oder Spuren von Tsunamis jedoch, dass sich in den Jahrtausenden vorher noch größere Explosionen ereignet hatten.

Die Katastrophe hatte nicht nur solange Wirkung, wie der Berg Feuer spie. Das Jahr darauf, 1816, ging als „Jahr ohne Sommer“ in die Geschichte ein: der Staub in der Atmosphäre war inzwischen um den gesamten Globus geweht worden, und hielt vor allem auf der Nordhalbkugel die Sonneneinstrahlung fern. Die Temperaturen waren dort um etliche Grade niedriger als üblich, und zur Kälte kam noch eine anhaltende Nässe.

In Mitteleuropa gab es eine grauenvolle Hungersnot, und es ist historisch dokumentiert, dass die Menschen versuchten, aus Gras Suppe zu kochen oder aus Baumrinde Brot zu backen. Auf der Iberischen Halbinsel hingegen herrschte die schlimmste Dürre seit 500 Jahren. Verschlimmert wurde die Situation in Europa noch dadurch, dass gerade erst der Krieg gegen Napoleon zu Ende gegangen war und die Lebensmittelvorräte aufgebraucht waren.

Weiter östlich in Indien blieb der Monsun aus, es gab Missernten und später Überschwemmungen und als eine Folge davon sehen die Historiker die Cholera-Epidemie des Jahres 1817. In China gab ebenfalls es Missernten.

Auch in Nordamerika waren Lebensmittel teuer geworden. Als sich das Repräsentantenhaus dennoch eine Diätenerhöhung genehmigte, kam es zu Unruhen mit der Folge, dass bei der anstehenden Wahl fast drei Viertel der Kandidaten nicht wiedergewählt wurden. Die Angaben sind zum Teil einem Bericht der Zeitschrift „Damals“ (9/2014) entnommen.

Winzig dünn ist die Erdkruste im Vergleich zu den verschiedenen Zonen des Erdmantels und dem Erdkern, der bis in gut 6700 Kilometer Tiefe reicht. Grafik: Wikimedia Commons

Das Ereignis hat seine Ursache im heißen Innenleben der Erdkugel. Dort entsteht permanent Wärme, hauptsächlich durch den radioaktiven Zerfall der Elemente. Die Temperaturen und der Druck sind dabei so hoch, dass alles Gestein flüssig wird.

Ein winziger Teil dieser Energie steigt bis an die Oberfläche der Erdkruste auf, etwa in Vulkanen oder in heißen Quellen.

Das meiste treibt im Erdinneren unablässig gewaltige auf- und absteigende Gesteinsströme, die ihrerseits die Kontinentplatten der Erdkruste verschieben und auseinanderreißen. Wo diese Platten voneinander wegdriften entstehen Vulkane. In der indonesischen Inselwelt sind sie besonders häufig. An anderer Stelle tauchen die Kontinentplatten untereinander und werden von neuem in den Backofen geschickt. In solchen Zonen sind Erdbeben die Gefahr. Die Platten des Pazifikraumes zum Beispiel tauchen vor Chile oder Kalifornien unter den Kontinent ab.

William Turner: Flint Castle (1838). Quelle: Wikimedia Commons

Das Tambora-Ereignis fand auch einen Niederschlag in der Kunst: der englische Landschaftsmaler William Turner malte später seine berühmten Sonnenaufgänge mit Himmeln voller Farbenpracht. Der Grund dafür sind Brechungen des Sonnenlichts an winzigen Schwebteilchen, die auch als Vulkanausbrüchen stammen.

(04.04.2015)