Tafelberge sucht man eher in Südafrika oder in den USA. Aber auch hierzulande gibt es sie, und im Elbsandsteingebirge finden sich sogar berühmte Vertreter. Einer ist der Königstein mit der Festung gleichen Namens. Dort wurde kürzlich die neue Dauerausstellung „In lapide regis – Auf dem Stein des Königs“ eröffnet. Sie erzählt erstmals die Geschichte der berühmten Wehranlage von der böhmischen Burg über die Fortifikation bis zum heutigen Museum auf dem Felsplateau 247 Meter über der Elbe.
Die Anlage hat bis zu 42 m hohe Steinwände und -mauern aus Sandstein. Teils ließen die Festungsbauer den Fels abschleifen und glätten, um die Anlage unbezwingbar zu machen.
Sie ist die größte Bergfestung in Europa. Eine Weile war sie Staatsgefängnis von Sachsen. Johann Friedrich Böttger, der Erfinder des europäischen Porzellans, wurde vom Herrscher dort festgesetzt, später war August Bebel inhaftiert.
Das Ensemble aus Bauwerken mehrerer Epochen ist einzigartig. Romanik trifft Spätgotik trifft Renaissance trifft Barock trifft 19. Jahrhundert. Unter anderem verewigten sich auf dem 9,5 Hektar großen Areal Matthäus Daniel Pöppelmann (1662-1736), der Baumeister des Dresdner Zwingers, und Jean de Bodt (1670-1745).
Bereits in den 1980ern war die Idee zu einer umfassenden musealen Aufbereitung der schillernden Geschichte entstanden. Erst 1990 konnte mit der Sanierung der Bausubstanz begonnen werden.
In der neuen Dauerausstellung wird auf 1200 Quadratmetern und in 33 zum Teil erstmals zugänglichen Räumen von den Zeitläuften erzählt, dies anschaulich und unterhaltsam anhand zahlreicher Exponate, Modelle, Installationen mit lebensecht wirkenden Figuren und Medienstationen.
Zum Beispiel der Ära des sächsischen „Sonnenkönigs“, August des Starken: Ein fast acht Meter langes Modell eines Kutschenzugs zeigt den enormen Aufwand, wenn der Herrscher mit Gästen auf dem Königstein feierte: Neben der Hofküche, der Hofkellerei und Hofkonditorei wurden sogar Möbel aus dem Dresdner Schloss herangeschafft.
An die legendären Gelage jener Zeit erinnern Relikte des Riesenweinfasses, das mit einer Höhe von mehr als zehn Metern nahezu 250 000 Liter fassen konnte. Es galt einst als das größte Behältnis seiner Art in der Welt. Höfisches Meißner Porzellan und geschliffenes Glas zeugen von der Tafelkultur des Barock.
Sprung in die Gegenwart: wie die Gäste Augusts können sich die Ausstellungsbesucher auf eine Personenwaage stellen, die ihnen anzeigt, ob und wie sich bei ihnen der Aufenthalt auf dem Königstein niedergeschlagen hat.
Im Rahmen des Museumspädagogischen Begleitprogramms gibt es für Kinder ab 6 Jahren die Führung „Die geheimen Zeichen der Steinmetze“. Die Teilnehmer sollen Zunftzeichen im Mauerwerk aufspüren und anschließend eine eigene Marke kreieren.
In Sichtweite liegt der Lilienstein, ebenfalls ein Tafelberg aus Sandstein.
Sachsen veranstaltet in diesem Jahr wieder sein Festival Sandstein & Musik.
Nationalpark Sächsische Schweiz
Fotos: Festung Königstein
(24.05.2015)