Wir hatten den belgisch-niederländischen Bildhauer Jan van de Pol gefragt, ob manche seiner Werke Augen hätten, mit denen der Stein den Betrachter anschauen würde.
Der Künstler zeigte sich überrascht – so hätte er selber diese Stücke noch gar nicht gesehen, mailte er zurück. Aber: „Skulpturen sind eine Art von lebendigen Objekten“, sie beinhalteten immer etwas von jedem von uns, und, je nach dem, fühle sich jeder anders von einem Kunstwerk angesprochen beziehungsweise möglicherweise sogar regelrecht angeschaut.
Das nun hatte wiederum uns überrascht. Denn gemeinhin neigen Künstler dazu, anderen Leuten detailliert die Dinge zu erklären und sie zu belehren.
Und im Fall von Jan van de Pol hätte uns das gar nicht überrascht.
Denn er ist von Haus aus klinischer Psychologe und Psychotherapeut, schaut also gern hinter die Fassade und macht sich einen Reim auf das, was er dort findet.
Als Künstler lässt er sich gern von der Rohform des Steins inspirieren. Als „halb-abstrakt“ bezeichnet er seine Werke, wobei diese zwischen ganz konkret und völlig gegenstandlos pendeln.
Die Skulpturen, von denen manche in die Kategorie monumental fallen, seien „Gedanken oder Erinnerungen in Stein“, zitiert er einen Kritiker. Wichtig sei ihm bei seiner Arbeit: „Die Kraft des Materials bleibt intakt.“
Zur Kunst kam Jan van de Pol durch Zufall, nämlich durch einen Freund, der Künstler war. Der lud ihn ein, mal eine Skulptur aus Holz zu schaffen, und nach einigen Kursen in Holz und Bronze war er bei Stein als bevorzugtem Material angekommen.
Sechs Jahre lang arbeitete er am Wochenende im Atelier von Lucien van Eerden, einem lokal bekannten Künstler, und seit 1985 ist er 3 Tage in der Woche als Psychotherapeut und 3 Tage als Bildhauer tätig.
An zahlreichen Symposien weltweit war er beteiligt, in vielen Ländern hatte er Ausstellungen. Aktuell ist er Co-Organisator des Internationaal Beeldhouwsymposium in Helmond in den Niederlanden.
Geboren wurde Jan van de Pol vor 62 Jahren in Belgien, heute lebt er in den Niederlanden.
Welche Rolle spielte die Familie bei seinem Weg in die Kunst? Gar keinen, schreibt er nüchtern zurück. „Wir gingen nicht in Museen, zu Konzerten oder so … Aber als ich dann mit der Bildhauerei anfing, waren meine Eltern sehr stolz auf mich und kauften meine ersten Werke. Heute ist meine Mutter, die noch lebt, mein größter Fan.“
(19.06.2015)