Wenn man von einem erhöhten Punkt über Irlands grüne Hügel schaut, denkt man unweigerlich, da habe ein großer Künstler einen Teppich aus Gras in dicken Falten über einen welligen Untergrund gelegt. Gelegentlich kommt auch mal ein bisschen Erde zum Vorschein, etwa an den Bauernwegen, Felshängen oder Steinmauern.
Sunny Wieler hat ein Faible für diese Landschaft. Er ist selber Ire, stammt aus West Cork im Süden Irlands und hat jetzt nahe der Küstenstadt Donabate im County Dublin ein Studio für Gartendesign.
Eigentlich ahmt er in seinen Gestaltungen nur die Landschaft nach, erhöht oder verfremdet sie allenfalls um künstlerische Elemente, für die er den Stein aus der Gegend nutzt.
Sein Denkansatz zeigt sich schön bei einem Projekt für eine öffentliche Schule in Donabate, auf Irisch: Domhnach Bat. Dort war er eingeladen, einen „Outdoor Classroom“ (Klassenzimmer draußen) einzurichten.
Zuvor war das Gelände eine trostlose Wiese gewesen. Sunny entwarf ein Rund, dessen Oberkante die Bewegung der Hügel der Insel aufnimmt. Verschiedene mythologische Aspekte wurden in Stein umgesetzt, etwa der Sitz für den Lehrer oder ein Baum. Schüler und Eltern konnten mittun, indem sie unter anderem den Wertekatalog der Schule in Form von Mosaiken darstellten. Insgesamt 100 t Stein aus der Umgebung wurden verwendet.
Kein Wunder, dass Sunny seit einiger Zeit bei der Dry Stone Wall Association of Ireland (Irischer Verband für Trockenmauern) angekommen und inzwischen deren Präsident geworden ist. Die hat jüngst ein spektakuläres Projekt gestartet: „The Gathering of Stones“ (Die Versammlung der Steine) ist der Titel und es handelt sich wieder um einen Ring, der diesmal aus Steinen aus den 4 irischen Provinzen aufgeschichtet ist.
Beteiligt war auch die US-amerikanische Stone Foundation, und die brachte Material von Ellis Island mit. Zur Zeit der Auswanderung machten viele Iren den Weg über die Insel vor den Toren New Yorks.
Den Lebensunterhalt verdient Sunny mit seiner Firma Stoneart. Hier bringt er die Erfahrungen aus seinem Diplom für Landschaftsgestaltung und aus seinem Jahr bei einer Firma in Neuseeland ein. Derzeit gestaltet er nur noch seltener Gärten als solche: „Ich bemühe mich, Steinarbeiten und Kunst in einzigartigen Installationen zu verbinden.“ Damit meint er Arbeiten wie das Klassenzimmer draußen oder den Ring aus irischen Steinen.
Noch etwas typisch Irisches fängt er in seinen Arbeiten ein: die Leutseligkeit der Menschen. Deshalb ist ihm immer wichtig, dass die Auftraggeber, so sie es wollen, selber mittun können. Dazu gehört dann auch, dass man lange zusammensitzt und viele Gedanken austauscht.
Dry Stone Wall Association of Ireland (DSWAI)
Fotos: Sunny Wieler
(12.07.2015)