Mit rund 24.000 Mineralen, Gesteinen, Erzen, Edelsteinen, Fossilien, Naturalien, Muscheln, Schnecken und Hüttenschlacken ist die Gestaltung im Grottensaal im Potsdamer Park Sanssouci weltweit einmalig. Angeblich ließ der Alte Fritz das überbordende Kunstwerk nur aus einem einzigen Grund erschaffen: er wollte damit seine Gäste beeindrucken. Nach aufwändigen Restaurierungen ist der ehemalige Festsaal im Neuen Palais nun wieder für die Öffentlichkeit zur Besichtigung freigegeben.
Aus den vielfältigen Steinsorten und anderen Materialien haben die Künstler im 18. Jahrhundert Drachen und andere Fabelwesen oder Muschelnester sowie Pflanzenmotive an die Decke des Grottensaales gezaubert. Nach der Sanierung zeigt sich nun auch wieder das geheimnisvolle Glitzern und Funkeln, wie es schon zu Zeiten des preußischen Königs die Besucher faszinierte.
Spezialisten haben in den vergangenen Monaten von einem Gerüst knapp unter der teils gewölbten Decke aus gearbeitet. Zunächst wurden der Stuckmarmor und die Grottierungen restauriert. Mehr als 20.000 Konchylien (Schalen von Weichtieren wie Muscheln und Schnecken), grüne und blaue Hüttenschlacken, Quarzkristalle, andere Minerale und vielfarbige Glassteine mussten ebenso gereinigt und gefestigt werden wie die Glasperlenketten in den Seeschlangen oder das aus Metall gestaltete Pflanzendekor.
Forscher des Potsdamer Instituts für Erd- und Umweltwissenschaften analysierten schwer zu bestimmende Minerale und konnten zum Beispiel die Herkunft von Bergkristall oder Blutlaugensalz nachweisen. „Fälschungen“ bestätigten sich, von denen schon in alten Akten die Rede war: Korallen an der Decke entpuppten sich als rot gefärbter Gips, und an den Wänden dienen rot gefärbte Buchenzweige als Korallenersatz.
Zudem entdeckten die Restauratoren, dass es sich bei einer vermeintlich unbekannten Muschel lediglich um Schalenteile einer als Meerohr bekannten Schnecken-Gattung handelte, die – in mehrere Stücke zerschnitten – für diverse Dekorationselemente verwendet wurden.
Der Grottensaal wurde im Auftrag König Friedrichs des Großen zwischen 1765 und 1769 von Johann Melchior Kambly (1718–1783) und Matthias Müller (von 1745 bis 1774 in Potsdam tätig) gestaltet. Von Anfang an gab es jedoch Probleme, vor allem deshalb, weil die Decke, die gleichzeitig der Boden des darüber liegenden Marmorsaales ist, viel zu schwach für die großen daran hängenden beziehungsweise darauf aufliegenden steinernen Lasten war.
Mit großem Aufwand und modernen Methoden wurden nun diese statischen Probleme gelöst, teilt die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg mit.
Die Kosten für die Restaurierung der Decke des Grottensaals beliefen sich auf ca. 600.000 Euro. Die Gesamtkosten für die Sanierung von Grotten- und Marmorsaal sowie für die statische Ertüchtigung der dazwischen liegenden Holzbalkendecke werden mit 4,9 Millionen Euro veranschlagt.
Die Arbeiten im Marmorsaal sollen ebenfalls noch 2016 abgeschlossen werden.
Neues Palais
Das Neue Palais ist der größte Schlossbau im Potsdamer Park Sanssouci. Es gehört seit 25 Jahren zum Unesco-Welterbe und zählt zu den kunst- und kulturgeschichtlich wertvollsten Schlossanlagen der Welt. Es ist eines der umfassendsten und zugleich auch authentischsten Beispiele für die dekorative Raumkunst im Zeitalter Friedrichs des Großen.
Errichtet wurde es nach dem Ende des Siebenjährigen Krieges von 1763 bis 1769, um von der neuen Größe Preußens als wichtige Macht in Europa zu künden. Konzipiert war es als Sommerresidenz, die Friedrich mit Appartements für Verwandte und Gäste sowie einer Wohnung für sich selbst ausstattete.
Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG)
Fotos: Wolfgang Pfauder / SPSG
Quelle: Pressemitteilung
(03.08.2015)