Steinwerkstatt der Neandertaler bei Troisdorf entdeckt

Archäologen und Studenten bei Ausgrabungsarbeiten am Ravensberg. Fotos: Stadt Troisdorf

Die Neandertaler kamen immer wieder zu den Quarzit-Vorkommen am Ravensberg auf dem Gebiet des heutigen Troisdorf, um den Stein abzubauen, und sie unterhielten dort eine Steinwerkstatt, in der sie die Rohstücke für den Transport zur weiteren Verarbeitung grob vorbereiteten. Das ist das Ergebnis von Grabungen von Archäologen des Neandertal Museums (Mettmann) und des LVR-Amtes für Bodendenkmalpflege im Rheinland, Außenstelle Overath. Unterstützt wurden die Forscher von Studenten und Wissenschaftlern der Universitäten Erlangen-Nürnberg, Ferrara (Italien) und Tarragona (Spanien).

Überraschend an den Grabungsergebnissen war, wie wählerisch die Neandertaler mit dem Stein umgingen. Offenbar wussten sie sehr genau Bescheid um die Qualität des Rohmaterials und seine große Härte. Und um den Stein zu gewinnen, zerschlugen sie den Fels nicht einfach. Vielmehr gewannen sie ihre Rohstücke mit ausgefeilten Techniken, indem sie sie mit anderen Steinen aus dem Fels lösten.

Daraus stellten sie dann Werkzeuge wie Faustkeile, Schaber, Stichel oder Steinbohrer her. Diese wiederum dienten zur Bearbeitung von Knochen oder Holz.

Die Ausgrabungen während des Augusts 2015 waren wesentlicher Bestandteil des Projekts „Ressourcen-Management im Mittelpaläolithikum des Rheinlandes“. Es untersucht, wie die Neandertaler bei ihren jahreszeitlichen Wanderungen sich der örtlichen Naturstein-Ressourcen bedienten.

Beteiligte an der Ausgrabung am Ravensberg: (v.l.) Andreas Pastoors (Neandertal Museum), Erich Claaßen (LVR), Marco Peresaui (Uni Ferrara) und Manuel Vaquevo (Uni Tarragona).

Bisher glaubte man, sie hätten einfach die Steine aufgesammelt, die sie zufällig in der Landschaft fanden. Anlass zu dieser Vermutung hatte die Tatsache gegeben, dass es normalerwiese an den Siedlungsplätzen der Steinzeitmenschen eine große Vielfalt an Stücken aus unterschiedlichen Quellen gab.

Nun zeigt sich, dass die Menschen der Zeit von 250.000 bis 50.000 v. Chr. die Ressourcen auch gezielt nutzten, offenbar also Bescheid wussten, dass es Steine mit unterschiedlichen Qualitäten gab und wo diese zu finden waren.

Bereits in den 1960er-Jahren war das Quarzit-Vorkommen am Troisdorfer Ravensberg beim Bau einer Straße entdeckt und mit den Neandertalern in Verbindung gebracht worden. Damals fehlten jedoch die geeigneten Methoden für weitergehende Analysen. Nun aber kann man mit Licht-Verfahren ermitteln, wann die ausgegrabenen Stücke in Bearbeitung waren, heißt es in einem Beitrag des WDR.

Pressemitteilung Stadt Troisdorf

WDR

(09.09.2015)