DNV-Präsident Joachim Grüter stellte die Branche in Deutschland vor und betonte die ökologischen Stärken des Materials
Ein „Internationales Naturstein-Gipfeltreffen“ (International Stone Summit) veranstaltete die Messegesellschaft Veronafiere aus anlässlich des 50. Jubiläums ihrer Marmomacc am 30. September und 01. Oktober 2015. Referenten waren Vertreter von nationalen Branchenorganisationen aus der ganzen Welt. Mit ihren Vorträgen sollten sie aktuelle Fragen der Natursteinbranche aufgreifen und eine Diskussion über mögliche Antworten anstoßen.
Joachim Grüter, Präsident des Deutschen Naturwerkstein-Verbands (DNV), eröffnete seine Ausführungen an zweiten Tag des Gipfeltreffens mit dem für ihn üblichen Augenzwinkern. 50 Jahre Jubiläum der Marmomacc sei für ihn auch eine Gelegenheit, sich selber zu feiern, verkündete er im Brustton der Selbstironie: „Ich war schließlich schon hier, als das Baby erst geboren wurde.“
Doch gleich schwenkte er zu ernsten Zahlen um: Zunächst skizzierte er die deutsche Natursteinbranche (mehr als 5000 Firmen insgesamt mit einem jährlichen Volumen von 1,7 Milliarden €), und umriss dann den steigenden Natursteinverbrauch in Deutschland: von 2013 zu 2014 stieg die Gesamtzahl um +5,8% nach Wert und +11,7% nach Tonnage.
Jedoch war der Anteil der heimischen Erzeuger an diesem Anstieg nur gering: Er machte lediglich +1,2% nach Wert und +6,7% nach Tonnage aus. „Diese positive Entwicklung gibt uns Hoffnung für die kommenden Jahre“, fügte Grüter hinzu.
Die Importe stiegen 2014 gegenüber dem Vorjahr um 10,5% nach Wert und um 18,1% nach Tonnage.
Am Beispiel der heimischen Herstellung von Granit-Endprodukten zeigte Grüter die negative Entwicklung der deutschen Branche während der letzten anderthalb Jahrzehnte auf: hatten deutsche Firmen im Jahr 2000 noch 180.000 t Granit-Endprodukte auf den Markt gebracht, ging diese Zahl bis 2010 um fast die Hälfte auf 93.000 zurück. Bis 2014 stieg sie immerhin wieder bis auf 112.000 t.
Damit einhergehend brachen in dieser Warengruppe auch die Importe aus anderen europäischen Ländern ein, nämlich ebenfalls fast um die Hälfte (von 200.000 t auf 110.000 t). Traditionell war Italien hier der Hauptlieferant.
Demgegenüber stand jedoch ein gewaltiger Anstieg von Importen in dieser Warengruppe aus China, nämlich von 38.000 t (2000) auf 350.000 t (2010). Im Jahr 2014 lieferte das Reich der Mitte 480.000 t an Fertig- und Halbfertigprodukten.
Als wichtigste Pluspunkte für das Marketing von (heimischem) Stein nannte der DNV-Präsident dessen ökologische Stärken:
* geringer Energieverbrauch bei der Gewinnung,
* kurze Transportwege,
* lange Lebenszeiten des Materials,
* 100% Natur, frei von problematischen Inhaltsstoffen.
In diesem Zusammenhang verwies er auf die Nachhaltigkeitsstudie, die der DNV erstellen ließ. Sie arbeitet die deutlich bessere Ökobilanz von mit Naturstein verkleideten Fassaden gegenüber Glaswänden heraus, insbesondere, wenn es sich um Material aus heimischer Produktion handelt.
Als Beispiel erwähnte er den Opernturm in Frankfurt/Main, bei dem Bauherr Tishman Speyer und Architekt Christoph Mäckler sich von den energetischen Vorteilen des Natursteins überzeugen ließen. Als eines der ersten Gebäude in Europa wurde der markante Turm daraufhin mit einer LEED-„Gold“-Bewertung ausgezeichnet.
Derzeit plant der Verband eine ähnliche Studie zur Ökobilanz von Fußbodenbelägen, für deren Durchführung noch Partner gesucht werden.
Download Vortrag (englisch)
Programm des „Naturstein-Gipfeltreffens“
(11.10.2015)