Italien begeht in diesem Jahr den 750. Geburtstag des Autors des schwer verständlichen mittelalterlichen Werkes der Weltliteratur
„Io non piangea, si’ dentro impetrai“ (Ich weinte nicht, so steinern ward ich), lautet einer der vielen berühmten Sätze aus Dante Alighieris Göttlicher Komödie, ausgesprochen im Canto 33, Zeile 49. Gemeint ist damit das Entsetzen angesichts der Hölle und ihrer Qualen.
Dante lebte von 1265 bis 1321. Nun wurde sein 750. Geburtstag gefeiert.
Die Göttliche Komödie gilt als das nach der Bibel meistübersetzte und meistkommentierte Werk der Weltliteratur. Dennoch: ohne profunde Kenntnis der Gedankenwelt der Antike und des Mittelalters findet der Laie kaum einen Zugang, außerdem gibt es viele verborgene Bezüge zu den Geschehnissen der damaligen Zeit und zum Lebensweg des Dichters.
Schließlich sind manche der Schilderungen drastisch und sogar schockierend.
Mit der Göttlichen Komödie aber hat Dante das moderne Italienisch geschaffen, indem er sich vom Latein abwandte und den Dialekt seiner Heimatstadt Florenz für sein Werk verwendete.
Dantes Wanderung durch das Jenseits beginnt in der Hölle im Inneren der Erdkugel. Dorthin war der Teufel mitsamt anderen bösen Engeln verbannt worden, nachdem er sich mit Gott hatte gleichstellen wollen. Dante beschreibt die Hölle als nach unten enger werdenden Trichter mit 9 Etagen.
Der Aufstieg über diese Terrassen führt ihn zusammen mit seinem Begleiter Vergil zurück zur Erdoberfläche, wo der Läuterungsberg, sprich: das Fegefeuer aufragt.
Vermutlich hatte der Dichter ein reales Vorbild für den Läuterungsberg vor Augen: es könnte die Pietra di Bismantova gewesen sein, ein in der Emilia Romagna aus der Landschaft herausgehobenes Felsplateau. Dante hatte die auffällige geologische Formation besucht und erwähnt sie sogar an einer Stelle seiner Göttlichen Komödie.
Oben auf dem Läuterungsberg liegt dann das Paradies.
Stein taucht an zahlreichen weiteren Stellen der Göttlichen Komödie auf. Am Läuterungsberg müssen die Stolzen gewaltige Steinbrocken schleppen; die Last ist so schwer, dass sie sich nicht einmal aufrichten können und nur zu Boden schauen.
Dante stellt damit klar, welche Bürde der Mensch seiner Seele mit sündigem Tun auflädt. Er griff hier den alten Sisyphos-Mythos auf.
An anderer Stelle des Werkes steht das Zu-Stein-Werden für die Verdammung. Die Szene bezieht sich auf die antike Medusa: jeder Mann, der sie anschaute, würde zu Stein erstarren, lautete der Fluch.
Dante wurde als Sohn einer wohlhabenden Familie in Florenz geboren. Aus dem zarten Alter von 9 Jahren stammt seine unerwiderte Liebe zu der jungen Beatrice, die ebenfalls vielfach in seinen Werken auftaucht.
Er geriet in einen Streit zweier verfeindeter Familien. Die Gerichtsbarkeit der Vaterstadt verurteilte ihn zum Tode, und so floh er nach Verona, wo ihm der reiche Cangrande della Scala Unterschlupf gewährte.
Auf der Piazza dei Signori in Verona steht Dantes Statue mit nachdenklicher Miene. Cangrande wird im Paradies in der Göttlichen Komödie erwähnt.
Dantes Grab befindet sich in Ravenna. Im Jubiläumsjahr wurde es unter Polizeischutz gestellt, weil man Angriffe von Islamisten befürchtete: im Höllenszenario befindet sich nämlich auch der Prophet Mohammed, der dort vom Teufel endlos gequält und zerhackt wird, weil er vom wahren – katholischen – Glauben abgefallen sei.
1829 bemühte sich Florenz, den berühmten Sohn in die Stadt zurückzuholen. Das Grab dort in der Kirche Santa Croce ist jedoch leer.
(27.10.2015)