Der eingetragene Verein wird 10 Jahre alt / Die Bundesregierung plant ein neues Portal für die Bewertung von Siegeln
Die Bilanz sei gemischt, erklärte die XertifiX-Vorsitzende Ingrid Sehrbrock: zwar sie Kinderarbeit in indischen Steinbrüchen, die der eingetragene Verein kontrolliert, praktisch verschwunden. Jedoch bliebe die Ausbeutung von Minderjährigen mit 168 Millionen Betroffenen weltweit ein drängendes Problem. Ingrid Sehrbrock zog die Bilanz bei einer Veranstaltung zum 10-jährigen Bestehen von XertifiX Ende September 2015 im Bundestag in Berlin.
Der Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit, Dr. Gerd Müller, erinnerte in seiner Festrede daran, dass in den letzten Monaten sein Ministerium erfolgreich das sogenannte Textilbündnis aus Industrie, Politik, Gewerkschaften und Nicht-Regierungsorganisationen auf den Weg gebracht habe. Jetzt kämen weitere Produktgruppen in den Fokus: Gerade Natursteine seien infolge ihres beträchtlichen Auftragsvolumen für die öffentliche Beschaffung von besonderer Bedeutung.
Für Entscheider sei es oft schwer, hier verlässliche Siegel herauszufiltern. Zertifizierer von Natursteinen sollten daher in das neue Portal der Bundesregierung zur Bewertung von Siegeln aufgenommen werden. Da komme XertifiX ins Spiel.
Benjamin Pütter, 2. Vorsitzender von XertifiX, und Peter Weiß, Schatzmeister und Vorsitzender der Arbeitnehmergruppe
in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, gingen den Anfängen von XertifiX nach: Steinmetze aus Süddeutschland hatten wissen wollen, ob an Grabsteinen aus Indien tatsächlich Kinder gearbeitet hatten. Fotos und Videos von solcher Arbeit ohne einen Mindestschutz vor Staub, Steinen und Lärm rüttelten die Öffentlichkeit auf. Erst jüngst habe eine aktuelle Studie aus den Niederlanden bestätigt, dass Verantwortliche in Indien gerne unangenehme Einsichten abwehrten.
XertifiX-Geschäftsführer Dr. Walter Schmidt nannte als Erfolge der letzten Jahre die Erweiterung der Kriterien für das Siegel um die Kernarbeitsnormen der ILO und Arbeitsschutzstandards, die geografische Ausdehnung auf China und Vietnam, den neuen Verein XertifiX Sozialprojekte, der Hilfen für Kinder und Erwachsene ermöglicht, und die Gewinnung eines Baumarkts als Lizenznehmer.
Herausforderungen sieht Schmidt in der Forderung nach mehr Workshops für Beschäftigte und Management in den Lieferketten sowie in mehr zertifizierten Natursteinen für Baumaßnahmen in Bund, Ländern, Kommunen und Kirchlichen Einrichtungen.
XertifiX ist vor allem in China und Vietnam aktiv. Es vergibt an Produzenten dort ein Siegel, das garantiert, dass es in deren Steinbrüchen und Verarbeitungsfirmen keine unmenschlichen Arbeitsbedingungen gibt. Ziel dabei ist keineswegs eine rigide Kontrolle. Vielmehr will man ein Umdenken bei den Produzenten in Gang zu setzen und dauerhafte Verbesserungen erreichen.
XertifiX hat als Partner 13 deutsche Firmen und eine aus Österreich. Vereinssitz ist Freiburg im Breisgau, die Geschäftsstelle befindet sich in Hannover.
(25.10.2015)