Besuch bei Georgius Agricola: Ausstellung „Silberrausch und Berggeschrey“ im sächsischen Kamenz

Der Bergbau nahm ehemals wenig Rücksicht auf die Gesundheit der Arbeiter. Das Bild aus Georgius Agricolas „Vom Bergbau und Hüttenwesen“ um 1560 zeigt das Feuersetzen untertage, mit dem der Fels gespalten wurde. Ein Bergmann läuft vor dem Qualm davon.

Das Museum der Westlausitz zeigt die uralten Grubenfunde, die durch das Hochwasser 2002 an die Oberfläche kamen

Manchmal mag man es gar nicht glauben, was das Erdreich alles so für spätere Entdeckungen aufbewahrt: als nach dem Hochwasser in Sachsen im Jahr 2002 Landschaft und Städte wieder trocken gefallen waren, kam unter der Stadt Dippoldiswalde ein komplettes Bergwerk zutage, das dort Mitte des 14. Jahrhunderts n. Chr. aufgegeben und im Lauf der Zeit mit neuen Gebäuden und Plätzen überbaut worden war. Die Sonderausstellung „Silberrausch und Berggeschrey“ im Museum der Westlausitz in Kamenz zeigt noch bis zum 03. April 2016 die Ergebnisse, die ein Länder übergreifendes Forschungsprojekt zur dortigen Montangeschichte gebracht hat.

Berggeschrey ist ein alter Begriff. Er bezeichnete anschaulich eine Art von Goldrausch – den gab es im Erzgebirge einige Male. Im wesentlichen ging es um Silber, später zu DDR-Zeiten noch einmal um Wismut.

In der Gegend mit Freiberg im Zentrum und Dippoldiswalde hatte es nach 1150 n. Chr. ein Berggeschrey gegeben. In der Montangeschichte ist es als „das Erste“ tituliert: man war auf ergiebige Erzadern gestoßen, und das lockte allerlei Volk von Bergleuten über Köhler bis hin zu Spezialisten für die Verhüttung an.

Reich konnte man bei einem Berggeschrey werden, denn es galt die Bergfreiheit: jeder durfte graben, und hatte nur im Fall des Erfolgs einen Tribut an den Landesherrn abzutreten, musste sich aber an bestimmte Gesetze (Bergbauordnungen) halten.
Später traten Finanziers auf den Plan, die die Bergleute für sich arbeiten ließen.

Zahlreiche Spezialisten des Metiers vor allem aus dem Harz zogen nach Sachsen und siedelten sich dort mitsamt ihren Familien an.

Vermessung in einem uralten Bergwerk durch das Landesamt für Archäologie Sachsen. Foto: Landesamt

Unter Dippoldiswalde und Niederpöbel haben die Forscher des sächsisch-böhmischen Projekts ArchaeoMontan zahlreiche Dokumente der damaligen Bergbaumethoden und Reste der Siedlungen ausgegraben. Dazu zählen neben Gängen und Schächten Haspelteile, Erztröge, Schaufeln, Kratzen und andere Werkzeuge aus dem 12. und 13. Jahrhundert.

„Die interdisziplinäre Spurensuche unter und über Tage bildet einen Schwerpunkt der multimedialen Ausstellung“, heißt es auf deren Webpage. Der Besucher begibt sich „auf die Suche nach einer mittelalterlichen Bergbausiedlung, besucht eine Ausgrabung oder unternimmt eine virtuelle Reise unter Tage in die Silbergruben“.

Um 1350 kam es zu einem rapiden Ende des Booms, vielleicht weil die Pest wütete, vielleicht weil die Gruben für den damaligen Stand der Technik ausgebeutet waren. Aus ganz Europa ist der Niedergang der Montanwirtschaft belegt.

Um 1470 kam es zum zweiten Berggeschrey in Sachsen, dem als „das Große“ titulierten. Es spielte sich um Schneeberg und um das heutige Annaberg-Buchholz ab. Wieder ging es um Silber.

Museum der Westlausitz: „Silberrausch und Berggeschrey“, bis 03. April 2016

Forschungsprojekt ArchaeoMontan

(24.12.2015)