Planetologen der Universität Münster analysieren Fundstücke / Vor rund 790.000 Jahren gab es einen Mehrfacheinschlag mit Klimafolgen
Am 6. März 2016 machte ein Meteorit Schlagzeilen, der über Oberösterreich und Bayern niederging und beim Verglühen für eine auffällige Feuerkugel am Himmel sorgte. Als erste Wissenschaftler haben nun Planetologen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) eines der Bruchstücke untersucht und den Meteoriten klassifiziert: Es handelte sich um einen gewöhnlichen metallarmen Steinmeteoriten, der in Fachkreisen der LL Chondritenklasse zugeordnet wird.
„Die innere Struktur des Meteoriten zeigt deutlich sichtbare Spuren früherer Kollisionen“, sagt Prof. Dr. Addi Bischoff, der das Fundstück gemeinsam mit seinem Doktoranden Samuel Ebert untersucht hat. „Offensichtlich waren früher schon zahlreiche Himmelskörper mit dem Mutterkörper des Meteoriten kollidiert. Durch diese Zusammenstöße wurde das Gestein in Fragmente zerlegt und verfestigte sich anschließend wieder. Ein weiterer Einschlag hat unseren ,Himmelsboten’ dann von seinem Mutterkörper losgelöst und auf den Weg zur Erde gebracht.“
Die Fundstücke des Meteoriten waren in der Nähe von Stubenberg in Niederbayern entdeckt worden. Ein Wissenschaftler der Sternwarte in Ondrejov in Tschechien hatte den Eintritt des Meteoriten in die Erdatmosphäre fotografisch dokumentiert und auf dieser Grundlage den Aufschlagpunkt genau berechnet. Bislang wurden mehrere Stücke gefunden, zusammengenommen 40 Gramm.
Der Mutterkörper des Asteroiden umkreist die Sonne gemeinsam mit Hunderttausenden weiterer Asteroide auf einer Bahn zwischen Mars und Jupiter.
Mehrfacheinschlag vor rund 790.000 Jahren
Anhand von Gesteinsgläsern haben Geowissenschaftler der Universität Heidelberg die These aufgestellt, dass es vor rund 790.000 Jahren auf der Erde mehrere kosmische Einschläge mit globalen Auswirkungen gegeben haben muss. Tektite ist der Fachbegriff für solche Gesteinsgläser. Sie entstehen, wenn bei Treffern von Himmelskörpern große Energiemengen frei werden und sich Gestein umwandelt.
Die Untersuchungen zeigen, dass die Funde in Asien, Australien, Kanada und Zentralamerika ein fast identisches Alter aufweisen, sich aber chemisch zum Teil deutlich unterscheiden. Dies deutet auf separate Einschläge hin, die etwa zur gleichen Zeit stattgefunden haben müssen.
Mit ihrer Datierungsmethode auf der Basis natürlich vorkommender Isotope gelang den Heidelberger Wissenschaftlern die bislang präziseste Datierung dieser Tektite.
Die Ergebnisse der von Klaus Tschira Stiftung geförderten Arbeiten wurden im Fachjournal „Geochimica et Cosmochimica Acta“ veröffentlicht.
(28.03.2016)