„Gorgonized“: E-Gitarren mit Naturstein

Zerberus, gorgonized: Amethyst.

Frank Scheucher erreicht mit einer dünnen Steindecke ein „einzigartigen Klangbild und Volumen“ für seine Instrumente

Frank Scheuchers Traum ist, dass, wenn einmal eine Band auf die Bühne kommt, vielleicht die Spezialisten in der Zuhörerschaft sich zuraunen: „Das da oben könnte eine Zerberus sein.“ So nennt der Deutsche sein Label für E-Gitarren, und er hat im Januar 2016 seine „Gorgonized“-Kollektion auf der Fachmesse NAMM im kalifornischen Anaheim der Öffentlichkeit vorgestellt.

In dem Namen stecken die Schreckgestalten aus der griechischen Mythologie, die jeden, der sie anschaut, zu Stein erstarren lassen.

Zerberus, gorgonized: oben: Italian White Carrara; unten: Brazilian Onyx.

Scheuchers neueste E-Gitarren verwenden exklusive Sorten von Naturstein oder Halbedelstein für ihren Body. Rund 7 Jahre hat er experimentiert, um das Gewicht herunterzubringen. Inzwischen liegen die Gorgonized-Gitarren bei 2,8 bis 3,5 kg. Das ist das, was auch gewöhnliche Instrumente wiegen.

Zerberus, gorgonized.

Natürlich besteht der Body der Instrumente größtenteils als edlem Holz. Darauf hat Scheucher eine Decke aus 5 mm Dünnstein mit einem Trägernetz aus Glasfaser aufgelegt. Der Stein und Kammern im Holz führen zu einem „einzigartigen Klangbild und Volumen“, sagt er.

Lassen wir ihn das selber erläutern:
* „Während sich der Schall im Holz am besten entlang der Fasern ausbreitet, wird er im Stein gleichmäßig nach allen Richtungen übertragen. Das bewirkt, dass die Steindecke deutlich gleichmäßiger und länger ausschwingt, nachdem die Saiten angeschlagen wurden. Oder wie wir Gitarristen sagen: ,schöneres Sustain’.

* Ich habe bei der Konstruktion darauf geachtet, dass die Brücke mit den Saiten direkt auf der Steindecke montiert wird. Dadurch wird ein schnelles und kräftiges Einschwingen der Decke nach dem Anschlag gewährleistet. Oder wie wir Gitarristen sagen: ,schnelles Attack’.“

Als weitere Eigenschaften nennt er eine geringere Anfälligkeit für Rückkoppelungen, die Unempfindlichkeit des Steins gegen Kratzern und die unbegrenzte Vielfalt an Farben und Strukturen, die die Steine bieten. „Dadurch ist jede Decke ein Unikat und das Tolle daran: Man muss sie nicht erst lackieren oder beizen.“

Zerberus, gorgonized: stone mosaic Tiger’s eye.

Auch wenn Naturstein als Material für E-Gitarren ungewöhnlich ist, bewegt sich das Design der Gorgonized-Instrumente im Rahmen des Bekannten. Die Modelle erinnern an Fenders [Fender’s] Stratocaster mit Anklängen an die Rickenbacker.

Dazu muss man aber wissen, dass er als Entwickler von Gitarren in seiner Firma [dt: in Speyer] mit dem Namen des Höllenhundes auch schon richtig extravagante Formen kreiert hat. Aber er räsoniert: „Ein neues Material für die Decke plus extreme Formen? Da wären mir die Gitarristen abgesprungen.“

Zerberus, gorgonized: Brazilian Onyx.

Damit die sich auch in seine Gorgonized-Instrumente verlieben, hat er größten Wert auf die Details gelegt: die Regler auf dem Body tragen den jeweiligen Stein.

Zerberus Guitars

Fotos: Zerberus Guitars

Frank Scheucher bei der Auswahl von Steinen.

(23.04.2016)