Leninkopf aus 3,9 t ukrainischem Granit, auf der Seite liegend

Kopf des Berliner Lenin-Denkmals aus DDR-Zeiten. Foto: Friedhelm Hoffmann, © Stadtgeschichtliches Museum Spandau

Die Ausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ in der Spandauer Zitadelle holt Statuen unter anderem aus Naturstein aus den Depots hervor

Man könnte meinen, er würde schlafen, so wie der Kopf auf der Seite liegt. Das Teilstück der ehemals monumentalen Lenin-Statue in Berlin-Friedrichshain ist wieder zu sehen, und zwar in der neuen Dauerausstellung „Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“ in der Spandauer Zitadelle. Ihr Thema sind deutsche Denkmäler von der Kaiserzeit über die Weimarer Republik und die Nazi-Ära bis in die Gegenwart.

In der Ausstellung geht es darum, was ehemals auf die Podeste gehoben und wie es dafür gestaltet und präsentiert wurde.

Material war meist Naturstein, vor allem Marmor, denn die Stücke sollten einerseits Wertschätzung seitens der Auftraggeber demonstrieren und gleichzeitig ihre Botschaften bis in alle Ewigkeit ausstrahlen.

So auch der 3,9 t schwere Kopf des einst 18 m hohen Lenin aus ukrainischem Granit.

Doch nach dem Mauerfall wurde er unter großer Anteilnahme der Bevölkerung demontiert. Der Kopf verschwand im Köpenicker Forst, verbuddelt in 4 m Tiefe in der Erde. Ihn wieder hervorzuholen drohte nach allerlei politischen Querelen zu scheitern, zuletzt an einer Population von Zauneidechsen dort.

In der Ausstellung in der Spandauer Zitadelle erkennt man nun nicht nur die besondere Gestaltung, die ihm für die Betrachtung vom Erdboden aus gegeben war. In ihm stecken auch noch die Stahlbolzen, mit denen er bei der Demontage gesichert wurde. Unübersehbar sind die Beschädigungen am Bart und an einem Ohr.

Auch die Ausstellung selbst ist eine Schau. Über 8 m hoch sind die Räume, weil nach der Sanierung des ehemaligen Magazingebäudes der Zitadelle die Zwischendecken nicht wieder eingefügt wurden.

In der Berliner Siegesallee, Foto um 1901. Archiv des Stadtgeschichtlichen Museums Spandau

In einem Raum ist die ehemalige Siegesallee in Berlin nachgestellt: von einer 9 m langen halbrunden Sitzbank aus Marmor haben die Besucher Blick auf ein Denkmal König Friedrichs I. und weiterer Figuren. Die Wände rundherum zeigen auf Stoffbahnen die Bäume des Tiergartens, dazu hört man Vogelgezwitscher, Pferdegetrappel oder einen Gewitterguss.

Fast alle Exponate dürfen berührt werden. Einige der Figurengruppen stehen eng beieinander, andere haben viel Raum zwischen sich. Die meisten der Stücke waren viele Jahrzehnte in Depots verbannt.

Eine vertiefende Sonderausstellung im Erdgeschoss der Alten Kaserne führt in aktuelle Denkmaldebatten ein und gibt mit Entwürfen, Modellen, Aktenmaterialien und Fotos Hintergrundinformationen zur Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der in der Dauerausstellung gezeigten sowie weiterer, zum Teil verschwundener Denkmäler.

Im Obergeschoss der Alten Kaserne gibt es dazu die temporäre Kunstausstellung „Enthüllt. Eine andere Sicht auf Denkmäler“. Sie präsentiert Werke von 9 zeitgenössischen Künstlern, die sich mit der Intention und Wirkung von Berliner Denkmälern auseinandergesetzt haben.

Geleitet wurde das Ausstellungsprojekt von der Spandauer Kunstamts- und Museumsleiterin Andrea Theissen. Für die Gestaltung zeichnet das Büro Staab Architekten verantwortlich.

„Enthüllt. Berlin und seine Denkmäler“
Die Sonderausstellungen können bis zum 30. Oktober 2016 besichtigt werden.

(20.07.2016)