Kunst: Samenkorn aus 70 t Granit

Peter Randall-Page: „the Seed“.

Im Eden-Project in Cornwall wurde eine monumentale Künstlerarbeit aufgestellt, die Größe und Komplexität der Natur erlebbar machen soll

Gewaltig ist der Granitblock, der sich im Zentrum des Eden-Projects in der englischen Grafschaft Cornwall befindet: Er besteht aus 70 t Granit, ist mehr als zweimal mannshoch und geformt wie ein dicker Kiefernzapfen. In der Anlage, die ein Lernzentrum sein will und aus riesigen Treibhäusern sowie weiten Gartenflächen besteht, soll „der Samen“ („the Seed“), so der Titel des Kunstwerks, die Bedeutung der Pflanzenwelt für das Leben auf der Erde nachvollziehbar machen.

Vier Jahre arbeitete der Künstler Peter Randall-Page an dem Stück. Zunächst suchte er einen Steinbruch in Cornwall, in dem ein Brocken mit den Ausgangsdimensionen 5 m Höhe und 176 t Gewicht überhaupt aus dem Berg geholt werden konnte. Dann gab er dem Stein in monatelanger Arbeit die Eiform eines Zapfens und eine Oberfläche, die dem Blütenstand der Sonnenblume nachempfunden ist. Sie besteht aus 1800 Schuppen, die in charakteristischen Linien angeordnet sind. Das Aufstellen war schließlich ebenfalls ein Meisterstück, denn der Brocken musste durch das Dach herabgelassen werden, wo es nur wenige Zentimeter Spielraum für das Einfädeln der Last gab.

Diese Enge setzt nun sich im Raum fort, in dem zwischen den Wänden und der schieren Masse von „the Seed“ an manchen Stellen nicht mehr als 2,50 m Abstand ist. Dadurch will der Künstler nicht Platzangst beim Besucher hervorrufen, sondern das Gefühl erzeugen, wie groß die Natur ist und wie engmaschig alle Vorgänge in ihr miteinander verwoben sind. Das soll „dem Raum eine meditative und kontemplative Atmosphäre geben“ heißt es in einer Presseerklärung, was wiederum das Eden-Projekt seiner Bestimmung nahe bringen soll: nämlich „Ideen zu säen für das 21. Jahrhundert und auf eine Welt hinzuarbeiten, in der wir leben wollen“.

Übrigens: Die Linien, die über die Oberfläche von „the Seed“ laufen und die man auch auf dem Blütenstand der Sonnenblume findet, sind nach einer ausgetüftelten Mathematik angeordnet. Ihre so genannten Fibonacci-Folgen gewährleisten, dass jede Einzelblüte trotz der vielen Nachbarn eine optimale Lichtausbeute bekommt. Die Pflanze selbst hilft dem noch nach, indem sie ihren Blütenkopf dem Sonnenlauf nachdreht. Weshalb auf einem Sonnenblumenfeld immer alle in eine Richtung zu schauen scheinen.

Entstehungsgeschichte von „the Seed“

Peter Randall-Page

Eden-Project

Fotos von Sonnenblumen

(Mai 2008)