Das Jüdische Museum zeigt den uralten Mythos aus vielen Perspektiven und wirft einen besonderen Blick auf das alte Prag
Homunkuli, Cyborgs, Roboter, Androide. Der Mythos von den Kreaturen, die von Menschen geschaffen wurden, steht im Mittelpunkt der Ausstellung über den Golem im Jüdischen Museum Berlin. Bis heute inspiriert die bekannteste jüdische Legendenfigur Künstler und Autoren.
Die Schau präsentiert den Golem von seiner Erschaffung aus einem Ritual der jüdischen Mystik bis hin zum populären Erzählstoff im Film oder dessen Fortschreibung in künstlerischen und digitalen Welten.
Dabei symbolisiert der Golem jeweils die Bedrohungsszenarien und Erlösungshoffnungen seiner Zeit. Anhand der Figur erörtert die Ausstellung Themen wie Kreativität, Schöpfung, Macht und Erlösung.
Mit keinem anderen Schauplatz ist die Golem-Legende so eng verbunden wie mit Prag, dem zwei Räume der Ausstellung gewidmet sind. Kristallisationspunkt der Legende ist Rabbi Judah Loew, der im 16. Jahrhundert einen Golem aus Lehm kreiert haben soll, um mit seiner Hilfe das jüdische Ghetto vor Verfolgungen zu schützen.
In vielen Erzählungen aber gerät das Geschöpf auch außer Kontrolle und wird der künstliche Mensch zur Bedrohung für den Menschen, der ihn geschaffen hat.
Die Ausstellung zeigt die thematische Fülle des Stoffes, wie er sich in mittelalterlichen Manuskripten, in vielschichtigen Erzählungen und in Kunstwerken aus den letzten 200 Jahren darstellt.
Ob in Malerei, Skulptur, Objektkunst, Video, Installation, Fotografie oder Illustration: Der Golem lebt und mit ihm auch die Frage: Was eigentlich bedeutet es, ein Mensch zu sein?
Jüdisches Museum, Berlin
(23.10.2016)