(März 2010) Naturwissenschaftler sind oft trockene Zeitgenossen, weil sie mit exakten Methoden arbeiten und sich fachfremde Assoziationen oder gedankliche Ausflüge versagen. Was aber herauskommen kann, wenn zum Beispiel ein angesehener Geologe – hier: der Direktor des Museums im russischen Karpinsky Institut für Geologische Forschung in St. Petersburg – sich solche Grenzüberschreitungen erlaubt, zeigt Aleksey Sokolov mit seiner „petroArs“: Da bringt er ein markantes Mineral mit einer Landschaftsfotografie oder einem Gemälde zusammen, und es ergeben sich unerwartete Übereinstimmungen und Erweiterungen oder auch Irritationen und Störungen.
Die Idee, in Steinen mal etwas Anderes als nur kaltes Material zu sehen, sei uralt, betont er. Und fügt gleich begeistert hinzu: „Steine sind ein richtiges Märchenland.“
Emotionen will Sokolov beim Betrachter schaffen, genauso wie es ihm selber geht, wenn er sich Steine anschaut. Dazu lässt er sich im ersten Schritt auf die eigenen Assoziationen ein und sucht dann zu ihnen ein passendes Bild. Schließlich fügt er meist noch ein Haiku hinzu: Das sind japanische Gedichte in radikaler Kürze von nur drei Zeilen, die, so sagen Kenner, für die Gedanken einen weiten Raum öffnen.
Dennoch bleibt Sokolov durch und durch Geologe. Schließlich waren seine Eltern es schon, und er arbeitete nach Studium und PhD am Institut für Arktische Geologie in St. Petersburg. Dort beschäftigte er sich mit Gesteinsschichten und den Fossilien darin (Biostratigraphie). Seit 1994 ist er Direktor des Tchernyshew Museums dort, das in seiner Dauerausstellung etwa 80 000 Steine hat.
Also mussten wir ihn doch noch fragen, warum er solche künstlerischen Stein-Objekte komponiert. „Ich weiß es nicht“, mailte er zurück, was ja auch ziemlich ungewöhnlich für einen Naturwissenschaftler ist, und er fügte noch hinzu: „Es macht mir Freude, … außerdem ist es schön, mit anderen Leuten positive Emotionen zu teilen“.
Und der Name „petroArs“? Er besteht aus den lateinischen Wörtern petrus (Stein) und ars (Kunst). Wobei man die Bestandteile aber auch als Abkürzung für St. Petersburg und als die Initialen von Sokolovs Vor- und Nachnamen verstehen kann.
Aleksey Sokolov (Mail)
Ausstellung „World of Stone” (russisch)
Karpinski Russian Geological Research Institute
Fotos: Aleksey Sokolov