Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) macht Werke auch an nicht zugänglichen Orten sichtbar und gibt Informationen dazu
Zum Beispiel der „Aufsteigende Phoenix“ aus Kalkstein von Hannes-Schulz Tattenpach aus dem Jahr 1953, heute auf dem UN Campus in Bonn, oder „Eingegangen am…“ von raumlaborberlin (2011) am ehemaligen Sitz der Stasi in der Ruschestraße in Berlin-Lichtenberg. Sie entstanden als Kunst am Bau, mit der die Bundesrepublik seit 1950 kontinuierlich Neubauten oder Umnutzungen mit Denkanstößen ausgestattet hat.
Inzwischen sind im Rahmen dieser Selbstverpflichtung (etwa 1 Prozent der Bausumme), der sich auch die Länder unterziehen und bei der auch die Kommunen nach Kassenlage mitmachen, rund 10.000 Werke weltweit entstanden und an Orten von zum Beispiel dem Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen in Quedlinburg bis hin zu Botschaften in aller Herren Länder installiert worden.
Dieses Archiv des Selbstverständnisses Deutschlands im Spiegel seiner Künstler ist nun auch online zugänglich: Im Auftrag des Bundesbauministeriums hat das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR) eine Internet-Seite erstellt, die detaillierte Informationen zu den einzelnen Werken, ihrem Standort, den Künstlern, den verwendeten Materialien usw. bereitstellt.
Ziel dieser Datenbank mit dem Namen „Museum der 1000 Orte“ ist auch, die Kunst am Bau aus ihrer gelegentlichen Unzugänglichkeit herauszuholen und „in den öffentlichen Diskurs zu bringen“, wie BBR-Präsidentin Petra Wesseler bei der Vorstellung des Datenbank-Projekts sagte. Schließlich handelt es sich in jedem Fall um Auftragskunst, von der bisher aber nur verlangt wird, dass sie einen wie immer gearteten Bezug zum Ort hergestellt.
Zum Beispiel das oben erwähnte „Eingegangen am…“, das man, weil es vom Erdboden bis aufs Dach reicht, nie so sehen wird. Genauso „Pure Moore“ von Fritz Balthaus am Sitz des Bundeskriminalamts in einer ehemaligen Kaserne in Berlin-Treptow, das nicht öffentlich zugänglich ist: es macht den Kunstraub zum Thema und erinnert an Henry Moores „Reclining Figure“, indem es Bronzebarren auf einem Granitsockel stapelt und so mutmaßt, dass Moores Werk wahrscheinlich eingeschmolzen wurde.
Der eingangs genannte „Aufsteigende Phoenix“ aus Kalkstein war übrigens das erste Werk, das im Rahmen der Kunst am Bau in Auftrag gegeben wurde. Es befindet sich Zugang zum ehemaligen Abgeordnetenhaus der noch jungen Bundesrepublik.
Für die war nach der Nazi-Zeit die Kunst am Bau auch ein Weg, Deutschland als Kulturnation zu präsentieren und wieder in den Kreis der zivilisierten Völker aufgenommen zu werden. „Es war eine Visitenkarte der Bundesrepublik“, sagte Dr. Ute Chibidziura bei der Präsentation.
Ausgestattet mit einer Suchfunktion ist die Online-Datenbank auch ein Archiv für Forscher. Als Kostenrahmen wurden bei der Präsentation 500.000 € genannt, wobei aber dazuzusagen ist, dass das Bundesamt ohnehin eine sorgfältige Dokumentation der Werke betreibt, bislang jedoch nur in Printform.
Im Rahmen der neuen Online-Zugänglichkeit sollen künftig die realen Kunstwerke mit einem QR-Code ausgestattet werden, so dass man auch an Ort und Stelle die Informationen aus der Datenbank abrufen kann.
„Kunst am Bau. Projekte des Bundes 2006-2013“. Herausgegeben vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Jovis Verlag. 36 €. ISBN 978-3-86859-246-7
(28.06.2017)