Oft sind sie sozusagen die Tropfen, die das Fass zum Überlaufen bringen / Die HiQuake Datenbank sammelt Informationen
Manche Wissenschaftler warnen davor, dass das Schmelzen der Gletscher im Zusammenhang mit dem Klimawandel zu einem Mehr an Erdbeben führe: die Last auf den Bergen würde reduziert, das Gestein würde sich heben und so Spannungen im Untergrund hervorrufen. Dieser Tage berichteten die Seismological Research Letters in der Rubrik „Data Mine“ über die Datenbank HiQuake (Human-induced earthquakes), die Informationen über von Menschen ausgelöste Beben sammelt. Sie enthält inzwischen 730 Fälle aus den letzten fast 150 Jahren. Die meisten Ereignisse hatten einen Wert zwischen 3 und 4 auf der Richterskala.
Ab Stärke 7 kommt es zu großen Schäden an Gebäuden.
Das stärkste von Menschen ausgelöste Beben in HiQuake geschah 2008 im chinesischen Wenchuan. Es wird zurückgeführt auf den Zipungpu Stausee, der nur wenige Kilometer vom Epizentrum entfernt liegt.
In der Datenbank machen Bergbauaktivitäten 37% der Fälle aus. Wassermassen hinter Staudämmen waren in 23% die Ursache. Neuerdings stehen auch viele Fälle der Öl- und Gasgewinnung mit Fracking in Verbindung, so Miles Wilson, Geophysiker an der Durham University und mit HiQuake beschäftigt.
Wenn in der Tiefe Gestein zerspalten wird, kann das auch Beben ungewöhnlicher Stärke auslösen, wenn nämlich die Bohrlöcher mit bereits vorhandenen Bruchlinien zusammentreffen. „Die menschlichen Aktivitäten sind oft nur der letzte Auslöser, der Stress im Gestein schlagartig freisetzt“, so Wilson.
HiQuake war im Jahr 2016 von Wissenschaftlern der Universitäten Durham und Newcastle eingerichtet worden. Finanzier war die niederländische Firma Nederlandse Aardolie Maatschappij, die ihr Geld mit der Gewinnung von Öl und Gas verdient.
Wilson und seine Kollegen verfolgen die Fachliteratur, Berichte in den Medien oder von staatlichen Stellen, bei denen es aus wissenschaftlicher Sicht eine Verbindung zu menschlichen Aktivitäten gibt.
Ursachen können neben den genannten auch Atomtests oder neue Hochhäuser sein.
„Trends im Moment sind, dass die Bergbauminen tiefer reichen und mehr Gestein abgebaut wird, dass mehr künstliche Seen aufgestaut werden, dass mehr gebaut wird, um die Bedürfnisse einer wachsenden Weltbevölkerung zu befriedigen“, stellt Wilson fest, „vielleicht müssen wir eines Tages Abschätzungen zwischen Erdbebengefahr und Ressourcenverbrauch anstellen.“
(18.10.2017)