Messen: Eröffnung mit Knalleffekt

(April 2010) Wer die chinesische Steinbranche nur von den Messen im Westen kennt, kennt sie und ihre wirkliche Stärke nicht. Denn bei Präsentationen dort ist „billig“ das Markenzeichen der Firmen, ebenso das Nachgemachte und Geschmacklose, welches wiederum nur durch das Billig seine Daseinsberechtigung hat.

Vor diesem Hintergrund war der Besuch auf Chinas größter Steinmesse in Xiamen für die Europäer von BusinessStone.com ein heftiges Erwachen. Was die Branche dort vom 6. bis 9. März präsentierte und wie sie es präsentierte, zeigte eine Industrie auf hohem gestalterischen Niveau und mit hohem innovativen Potenzial.

Wir zeigen in den Bildern zu diesem Text und zum Bericht vom World Stone Congress während der Messe einige der Produkte.

Woher kommt diese Diskrepanz zwischen Selbstdarstellung im Westen und wirklichem Niveau?

Der wichtigste Grund dürfte in dem enormen Potenzial des heimischem Marktes liegen. In China herrscht ein beispielloser Bauboom und gibt es immer mehr Konsumenten, die Geld haben und es ausgeben wollen. Gleiches gilt übrigens auch für Indien oder Indonesien, um nur zwei andere Zukunftsmärkte in Asien zu nennen.

Außerdem, und das ist jetzt unsere Vermutung: Wahrscheinlich kommt einiges von dem, was an den Ständen westlicher Firmen als eigenes Mosaik und eigene Inlayarbeit verkauft wird, in Wirklichkeit aus China.

Der beispiellose Aufschwung der chinesischen Wirtschaft und iher Steinindustrie lässt sich auch an den Zahlen der Messe in Xiamen ablesen (siehe unten), die diesmal ihr Zehnjähriges feierte. Und das Ziel der Veranstalter ist klar: die Nummer eins weltweit zu werden und die Marmomacc in Verona zu überholen.

Das wird so schnell nicht gelingen. Denn etwa der Bereich der Maschinen ist in Xiamen noch sehr klein. Allerdings ist die Messe schon zu einem internationalen Treffpunkt geworden, wo nicht nur mehr bloß die Einkäufer aus Asien und die Verkäufer nach Asien zusammenkommen, sondern die weltweite Branche sich trifft.

Um das zu befördern, setzt die Messegesellschaft auf ihren World Stone Congress (siehe Bericht). Ziel ist, wie Marsha Tsai vom Veranstalter sagt, dass sowohl die Aussteller als auch die Besucher „einen Mehrwert davon tragen“. Gemeint sind damit Antworten auf die aktuellen Fragen der Branche.

Hier stehen die West-Messen schwach da. Ausnahmen sind die Coverings mit ihrer Conference oder die Marmomacc Americas, bei der der Kongress sogar einen Tag länger dauert als die Messe. Die Marmomacc in Verona hingegen hatte zwar häufig gute Vortragsthemen, hat aber die Business-Gäste über Jahre regelrecht verprellt, indem etwa die Anfangszeiten nicht eingehalten wurden. Anders war es bei der Marmotec in Carrara, wenn auch mit demselben Ergebnis: hier fanden Vorträge und Diskussionen immer nur auf Italienisch statt, was einem internationalen Anspruch nicht Genüge tut.

Xiamen war also, bildlich ausgedrückt, ein Knaller. Den gab es auch zur Eröffnung, als die Offiziellen per Knopfdruck eine Wolke an Papierschnipseln in die Luft schossen. „So lieben’s die Chinesen“, erläuterte lachend Bessie Lin, die wie Marsha Tsai Xiamen auf den weltweiten Messen vertritt.

Wir Besserwisser von BusinessStone.com müssen hier anmerken, dass zum Konfetti-Effekt die Titelmelodie aus dem Film „Krieg der Sterne“ aus den Boxen dröhnte. Was sollte damit gesagt werden: Schlägt das Imperium zurück? Steht die Rückkehr der Jedi-Ritter bevor? Oder werden die Rohblöcke künftig von R2-D2 mit dem Lichtschwert zerteilt?

China Xiamen International Stone Fair 2011 (6.-9. März)

Kontakt zur Messe: Bessie Lin (Mail)