Ausgeschrieben ist die Auszeichnung für herausragende handwerkliche Leistungen im Bereich der Restaurierung und des Erhalts von Kulturgütern
Alle 2 Jahre vergibt die Bundesinnung der österreichischen Steinmetze ihren Denkmalpreis. Teilnahmeberechtigt sind selbstständige Meister aus dem Alpenland. Vergeben wird die Auszeichnung für herausragende handwerkliche Leistungen im Bereich der Restaurierung und des Erhalts von Kulturgütern. Ziel ist, die Steinmetze stärker für dieses Arbeitsfeld zu interessieren.
Diesmal waren insgesamt 11 Projekte eingereicht worden. Davon wurden 4 zu Gewinnern gekürt – allesamt in der obersten Stufe eines 1. Preises. Wie es hieß, waren die Arbeiten gleichermaßen herausragend, wenn auch nicht miteinander vergleichbar. Vergeben wurden die Auszeichnungen auf der Salzburger Messe Monumento 2018
Die Jury aus Denkmalpflegern, Vertretern des Bundesdenkmalamtes sowie dem Steinmetzhandwerk hatte als Kriterien die Sensibilität dem Material ebenso wie die Materialauswahl, die Oberflächenbearbeitung und die Arbeitstechniken. Anteil bei der Bewertung haben ebenfalls das restauratorische Können, die einzelnen Bearbeitungsschritte und deren Dokumentation, der Umgang mit der Originalsubstanz und der harmonische Gesamteindruck.
Die Bundesinnung der Steinmetze ist die Spitzenorganisation aller österreichischen Steinmetzmeister unter der Leitung von Bundesinnungsmeister Wolfgang Ecker aus Traiskirchen. Im Mittelpunkt der Arbeit steht die Kommunikation nach innen und außen sowie die Unterstützung der rund 700 Mitgliedsbetriebe in den Kernbereichen Friedhofskultur, Bau und Innenausbau sowie der Denkmalpflege. Weitere Schwerpunkte sind die berufliche Weiterbildung, die Arbeitssicherheit und die Förderung von qualifizierten Nachwuchs-Fachkräften.
Bundesinnung der Bauhilfsgewerbe, Berufsgruppe der Steinmetze
Fotos: Richard Watzke, Wilfried Hummel
Einer der Preise ging an die Wolfgang Ecker GmbH aus Traiskirchen für die Rekonstruktion der so genannten Großen Kaskade im Schloss Hof in Niederösterreich. Für diese über 4 Meter hohe Wassertreppe wurden Reste des ursprünglichen Materials aufwändige gesichert und restauriert. Neuteile wurden unter anderem aus St. Margarethener Kalksandstein und anderen hochwertigen Natursteinen ergänzt. Allein für die monumentalen Becken der vierstufigen Wassertreppe verarbeiteten die Steinmetze 70 Kubikmeter Kalkstein-Rohmaterial. Die tonnenschweren Einzelteile wurden mit computergesteuerten Maschinen und Diamantwerkzeugen vorgeschnittenen und anschließend in traditioneller Handarbeit von Steinbildhauern ausgearbeitet und vor Ort eingepasst. In der Begründung der Jury wurden besonders die außerordentliche Dimension des Projektes und die trotz des engen Kostenrahmens und der strengen Auflagen seitens der Denkmalpflege mustergültig durchgeführten Arbeiten hervorgehoben.
Prämiert wurde auch die Sanierung der historistischen Natursteinfassade in der Wiener Praterstraße 42 (im 2. Wiener Gemeindebezirk) durch den Steinmetz-Meisterbetrieb von Wilhelm Schreiber & Partner aus Poysdorf. Bei der Sanierung wurden zunächst alte Anstriche behutsam im Niederdruck–Sandstrahlverfahren abgetragen. Risse wurden mit Niro-Gewindestangen vernagelt und Hohllagen mit Sumpfkalkmörtel hinterfüllt, ebenso wurden die eisernen Befestigungen entfernt. Insgesamt befand sich der Stein in einem sehr guten Zustand. Sofern erforderlich, wurden Ergänzungen bei größeren Schäden mit Nirosta-Spiralankern gesichert. Vereinzelte Grauzementplomben einer vorangegangenen Sanierung wurden abgenommen, sofern sie das Gesamtbild störten, unauffällige Ergänzungen blieben erhalten. Eine restauratorische Herausforderung stellte die Farbigkeit des Steins dar, der zwischen gelblich, grün, braun und rot bis violett changierte. Die Sandmischung musste daher von Fall zu Fall auf die Farbe des Steins hin abgewandelt werden. Abschließend erfolgte eine Acqua sporca-Retusche mit Aquarellfarben. Für die Jury gab besonders der sensible Umgang mit der farblichen Vielfalt des Natursteins den Ausschlag für die Prämierung.
Für das Projekt Marmorsaal Augustinerbräu Salzburg gewann die Marmor-Industrie Kiefer GmbH aus Niederalm ebenfalls einen Preis. Es handelte sich um eine komplette historische Raumausstattung aus hochwertigem Adneter und Untersberger Marmor an neuer Stelle: Die Wand- und Pfeilerbekleidung und ein aufwändig verzierter Wandbrunnen zierten von 1949 bis zur Neugestaltung des Salzburger Hauptbahnhofes 2009 den sogenannten Marmorsaal im Bahnhofsrestaurant. Im eigens errichteten Abt Nicolaus-Saal beim Augustinerbräu Salzburg fanden die herausragenden Natursteinarbeiten nach der Reinigung und Restaurierung schließlich 2016/2017 mit neuem Glanz einen würdigen Platz. Das prachtvolle Natursteinensemble ist ein beeindruckendes Zeugnis der vielfältigen Schönheit der heimischen Marmorarten sowie der handwerklichen Fähigkeiten von einst und heute. Besonderheit: die nun restaurierten Natursteinelemente waren ursprünglich schon in der nun ausgezeichneten Firma angefertigt worden.
Die Sanierung eines Terrazzobodens im Pavillon für Kaiser Franz Joseph und den „Allerhöchsten Hof“ in Hietzing durch das Wiener Miromentwerk Ing. Helmut Stuhlberger wurde ebenfalls mit einem Preis geehrt. Die Federführung bei dem Projekt hatte Gabriele Stuhlberger. Im Zuge der Errichtung der Wiener Stadtbahn durch Otto Wagner war bei der Haltestelle Hietzing ein Pavillon für Kaiser Franz Joseph und den „Allerhöchsten Hof“ errichtet worden. Der 1899 vollendete Bau erhielt ein repräsentatives Äußeres und eine kostbare Innenausstattung im Jugendstil. Vor der Sanierung des denkmalgeschützten Pavillons wies der originale Terrazzoboden im Vestibül eine starke Aufwölbung auf. Frosteinwirkung und die Feuchtigkeit des Wienflusses hatten den zwar originalen, aber schlechten Untergrund unter dem Terrazzo geschädigt. An eine Rettung des Altbestandes war nicht zu denken; eine Analyse gab für das Vestibül die Neuverlegung eines Terrazzobodens vor. Unter anderem wurden anhand von Musterplatten die ursprüngliche Terrazzomischung und die Verlegung der feingliedrigen, schwarzen und hellen Bordüren getestet. Dabei kam beim Terrazzomörtel nur die originale Mischtechnik ohne heute übliche Kunstharze oder sonstige chemische Zusatzmittel zum Einsatz.
(30.03.2018)