Soeben wurde der Geopark mit ähnlicher Bezeichnung zertifiziert und darf sich weiterhin „Nationaler Geopark“ nennen
Die Gelegenheit ist günstig, mal wieder etwas über das Land und seine Geschichten zu sagen: dieser Tage wurde der Geopark „Inselberg-Die Drei Gleichen“ überprüft und darf sich für weitere 5 Jahre als „Nationaler Geopark“ bezeichnen.
Jeder kennt jene markanten 3 frei stehenden Bergkegel mit Burgen obendrauf, die man bei der Fahrt über die Autobahn A 4 zwischen Erfurt und Gotha nicht übersehen kann. Ein Informationsschild verrät, dass es sich um die Drei Gleichen handelt, und man fragt sich flugs, was es mit diesem seltsamen Namen wohl auf sich hat.
Wir haben nachgelesen und eine Legende gefunden, wie man sie nicht alle Tage kennenlernt: Angeblich rührt der Name daher, dass es „in einer lauen Mainacht anno 1231“ in der Gegend ein heftiges Gewitter gegeben habe, bei dem Blitze in alle 3 Felskegel eingeschlagen hätten.
Die Burgen hätten lichterloh gebrannt und aus der Ferne wie 3 Fackeln ausgesehen, daher der Name, der sich historisch weder von den Erbauern noch von der Bauweise her erklären lässt.
Bei Wikipedia ist die Geschichte noch etwas zugespitzt: da ist die Rede von 3 Kugelblitzen, die gleichzeitig zugeschlagen hätten. Wobei man dazusagen muss, dass Kugelblitze gar mit einem erschröcklichen Getöse und Feuergestank enden, aber kaum eine steinerne Burg in Brand setzen.
Völlig verwirrend ist dabei, wir wollen es nicht verschweigen, dass die eine Burg Mühlburg, die andere Wachsenburg und die dritte schließlich Gleichen heißt.
Vermutlich steckt hinter dem Namen ein verloren gegangenes Wort, wie in der Lutherbibel beim berühmten Kamel, das durch ein Nadelöhr geht: Kamel nämlich meint bei Luther wahrscheinlich nicht das Wüstentier, sondern das altdeutsche Wort kabel oder das noch ältere kamilos, die „Ankertau“ beziehungsweise „Tau“ bedeuten. Also: eher geht ein Tau durch ein Nadelöhr als ein Reicher ins Himmelreich.
Der Blitzeinschlag von damals nun scheint die Thüringer von heute ähnlich wie ihre Vorfahren inspiriert zu haben. Denn unter dem Titel „Drei(n)schlag“ gibt es alle drei Jahre auf den 3 Burgen ein gleichzeitiges Feuerwerk. Die letzte Ausgabe fand 2017 statt.
Der Geopark Inselberg-Drei Gleichen umfasst etwa 650 km2 weit über die Drei Gleichen hinaus. Er bietet zahlreiche Attraktionen aus der Geologie und der Landschaftsgeschichte: Höhepunkte sind der Saurierpfad rund um die Fossilienfundstätte Bromacker, verschiedene Kalk- und Gipshöhlen, darunter die Marienglashöhle in Friedrichroda, ehemalige Bergwerke und zahlreiche sehenswerte Geotope.
In einer Pressemitteilung zur Evaluierung heißt es: der Geopark „thematisiert mit seinen Informationszentren und Sehenswürdigkeiten sowie den ausgewiesenen Georouten auf engem Raum eine enorme Vielfalt an geologischen Erscheinungen, die vom Erdaltertum bis in die jüngere erdgeschichtliche Vergangenheit reichen“.
Geoparks sind so etwas wie Naturparks mit dem Schwerpunkt auf Geologie: sie umfassen meist mehrere Landkreise, in denen es besondere geologische Phänomene („Geotope“) gibt. Ihr Bemühen richtet sich darauf, diese geologischen Erscheinungen den Besuchern erklärend zu präsentieren.
Diejenigen Geoparks, die den Titel „Nationaler Geopark“ anstreben, müssen sich alle 5 Jahre einer Überprüfung ihrer Angebote und auch ihrer Ausstattung etwa mit Informationszentren unterziehen. Die Bewerber legen dazu unter anderem einen Bericht vor, was sie in den letzten Jahren getan haben und wie sie ihre Einrichtung weiter entwickeln wollen.
Der Zertifizierung erfolgt durch eine Kommission der GeoUnion, deren Vertreter sich das Angebot auch vor Ort anschauen.
Geopark Inselberg-Drei Gleichen
Autor: Peter Becker
(25.11.2018)