Die Architekten von Smartvoll aus Wien haben ein spektakuläres Ensemble in ein ehemaliges Militärgebäude integriert
Ein typisches Bauwerk für den Geschmack unserer Zeit ist das Loft in der Panzerhalle in Salzburg in Österreich: es ist wie ein großes Spektakel inszeniert, und wird auch nicht für Wohnen genutzt, sondern für Fotoshootings, Hochzeiten, Tagungen oder Events. Die Treppe in dem weiten Raum über 2 Geschosse ist wie eine Skulptur gestaltet, die Küchenzeile bildet „das Epizentrum“ des Ortes, wie die Architekten vom Wiener Büro Smartvoll schreiben, und die Duschkabine ragt als „James-Bond-Dekor“ (Smartvoll) aus dem Badezimmer heraus.
Der Reihe nach: Die Panzerhalle liegt auf einem ehemaligen Militärgelände in der Mozartstadt. Dort entstanden in den 1930ern zahlreiche fabrik-ähnliche Gebäude, unter anderem für die Reparatur schwerer Gerätschaften der österreichischen Armee. Inzwischen ist das ganze Areal geräumt und neu mit Wohnungen bebaut, nur die Panzerhalle blieb erhalten, nachdem sich Investoren für eine neue Nutzung gefunden hatten.
Untergebracht in dem imposanten Gebäude mit knapp 200 m Länge, 50 m Breite und einer Firsthöhe von 16 m sind nun eine Markthalle, ein Ärztezentrum, Restaurants sowie Gewerbe und Büros. Höhepunkt im wahrsten Sinne des Wortes ist das Loft mit 350 m² Fläche über 2 Stockwerke unterm Dach.
Wer hier eingelassen wird, findet sich in einem weiten Raum wieder, in dem die Treppe und die Küchenzeile gegensätzliche Akzente setzen.
Die Küchenzeile, 7 m lang und mit Lavastein verkleidet, gibt mit ihrem schweren Material dem Raum Bodenhaftung, während die Treppe aus hellem Sichtbeton sich zu kühnen Höhen aufschwingt.
Spektakuläre Treppenaufgänge gehören allerorten in Österreich zu den Barockschlössern. Hier aber ist der Aufgang freischwebend ausgeführt. Er führt unter das Laternendach und mündet dort auf jeder Seite in eine Galerie, die auf V-förmigen Stützen ruht. Von hier aus erschließen sich die „Wohn“räume.
Diese verzichten weitgehend auf Abgrenzungen.
Mauern haben nur die beiden Badezimmer, besser: die „Wellness Areas“, wie es in den Beschreibungen heißt. Eine gläserne Duschkabine ragt in 5 m Höhe wie die Kommandobrücke auf einem Schiff in den Raum heraus.
Eine extra gefertigte Badewanne liegt in einer Art von Höhle.
Vom Bett aus hat man einen weiten Blick auf die Alpen.
Auch über einen Kamin verfügt die Wohnung.
Die Galerien bieten Zugang zum Dach mit zwei Gärten nach Zen-Vorbildern.
Dominante Materialien in dem Ensemble sind die Backsteine an den alten Hallenwänden, der Naturstein im Küchenblock und der Beton für Treppe und Galerien. Damit der Beton in Farbe und Struktur einheitlich ist, wurde er von nur einem Lieferanten bezogen. Auch durfte im Betonwerk der Zement nicht gewechselt werden.
Die Böden der Galerien tragen innen Hohlkörper aus Kunststoff, um das Gewicht niedrig zu halten. Jede einzelne Treppenstufe ist in Handarbeit gegossen. Der Beton auf dem Fußboden im unteren Geschoss ist geglättet und gewachst.
Die Architektur des Lofts wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet.
Fotos: Tobias Colz / Smartvoll
(13.01.2019)