Studie des Deutschen Naturwerkstein-Verbands (DNV) / Interessenten sollen die Erkenntnisse kostenfrei übersetzen und nutzen
Die neue Umweltstudie des Deutschen Naturwerkstein-Verbands (DNV) kann man als weiteres Zeichen für einen Bewusstseinswandel in der Steinbranche sehen: immer wieder sind Länder bereit, ihre Marketing-Werkzeuge auch den anderen zur Verfügung zu stellen.
Zu erwähnen ist hier auch die Kampagne Use Natural Stone des US-amerikanischen Natural Stone Institute. Auch der internationale Verband Wonasa hatte sich schon als Sponsor von Studien nützlich gemacht.
Nun fordern die Deutschen die anderen Länder sogar noch explizit dazu auf, die Ergebnisse der neuen Studie in die jeweiligen Landessprachen zu übersetzen. Und um ihnen das möglichst leicht zu machen, hat der Verband sogar das Original ins Englische übersetzt.
Zur Erinnerung: die Landessprache in Deutschland ist deutsch.
Dieses Teilhaben-Lassen der anderen, auch wenn sie möglicherweise Konkurrenten sind, zeigt seine positive Kraft schon lange als so gennanntes Sharing in der Internetbranche: dort haben Open-Source-Produkte sehr viel dazu beigetragen, dass die Branche so rasant wachsen konnte.
„Nachhaltigkeitsstudie – Ökobilanz von Bodenbelägen“ ist der Titel der deutschen Studie. Sie legt auf wissenschaftlicher Basis Daten vor, welche Umweltbelastungen mit der Verwendung von Bodenbelägen aus Naturstein, Großkeramik, Teppich, PVC, Laminat und Parkett einhergehen.
Ermittelt wurden die Angaben für einen Zeitraum von 50 Jahren und für gewerbliche Bereiche mit viel Publikumsverkehr.
Natürlich sind die Zahlen für private Wohnungen oder Privathäuser nicht anders.
Wichtig sind solche Daten, um Bauherren und Architekten von einer Verwendung von Naturstein zu überzeugen. Denn immer wichtiger wird im Baugeschehen die Ökobilanz der Materialien.
Das Ergebnis der Studie ist erfreulich für den Naturstein: der direkte Vergleich zeigt, „dass Beläge aus Naturwerkstein insgesamt deutlich niedrigere Umweltbelastungen durch Produktion, Errichtung und Nutzung verursachen als Großkeramik, Teppich, PVC, Laminat und Parkett“, heißt es in der Zusammenfassung.
In Kürze die wichtigsten Aspekte:
* Das Treibhauspotenzial eines Teppichs ist 20 mal höher als das einer Natursteinfliese (siehe Grafik). In exakten Zahlen heißt das: den 10,9 kg CO2-Äquivalent beim Naturstein stehen 223 kg CO2-Äquivalent beim Teppich gegenüber.
CO2-Äquivalent sagt aus, wieviel kg des Treibhausgases CO2 bei der Erzeugung und Nutzung eines Baustoffs entstehen und freigesetzt werden.
* Ähnlich sind die Ergebnisse, wenn man die Analyse auf Fliesen in den üblichen Größen herunterbricht. Dann sind die Umweltbelastungen einer großen Fliese aus Naturstein um circa 84 % geringer als bei einer Großkeramik.
Apropos Tabelle oben: Mit dem Begriff GWP ist das Treibhauspotenzial des Materials gemeint, auf englisch „Global Warming Potential“.
Durchgeführt wurde die Studie vom Institut für Werkstoffe im Bauwesen der Universität Stuttgart. Anzumerken ist, dass die Analyse nicht das Material allein, sondern auch seine spezielle Art der Verlegung in Betracht gezogen hat. Eingerechnet sind alle Daten zum Beispiel für einen notwendigen Unterbau oder für Mörtel beziehungsweise Kleber fürs Verlegen. Auch eine je nach Material notwendige Imprägnierung der Oberfläche wurde berücksichtigt.
* Natürlich gehört zur Ökobilanz eines Produktes auch der Transport. Hier hat der Verband die Natursteine aus den heimischen Steinbrüchen mit denen aus anderen Ländern der EU und mit denen aus Fernost verglichen. Für Deutschland nahm man 100 km LKW-Transport zu Lande als Rechenwert, für Europa 2000 km LKW-Transport zu Lande und für Asien eine Summe von 18.600 km Schiffs-, 150 km Lkw- und 200 km Eisenbahn-Transport.
Überraschend ist hier allenfalls die Deutlichkeit, mit der die heimischen Natursteine besser dastehen:
– Sorten aus Deutschland kommen auf 0,16 kg CO2-Äquivalent je m2 Bodenbelag,
– Steine aus Europa auf 3,2 kg CO2-Äquivalent pro m2 Bodenbelag
– und solche aus China auf 7,9 kg CO2-Äquivalent pro m2.
* Altbekannt ist, dass Naturstein in der Energiebilanz hervorragend abschneidet. Denn er ist von Natur aus einfach da, es braucht also nur den geringen Auswand im Steinbruch und in der Verarbeitung, um ihn für die Verlegung fertig zu machen. Positiv wirkt sich hier auch die extrem lange Lebensdauer aus.
Nicht einbezogen in die Studie wurde der Aspekt der Entsorgung der Materialien nach dem Ende ihrer Lebensdauer, wenn sie also abgenutzt sind und ausgetauscht werden müssen oder das Gebäude abgerissen wird.
Auch hier hätte der Naturstein sehr gut abgeschnitten, lässt er sich doch vielfach aufarbeiten und muss auch zuletzt nicht auf die Deponie, sondern kann als Schotter eine neue Verwendung finden.
Jedoch ließen sich diese Tatbestände nicht exakt in Zahlen berechnen.
Finanziert wurde die Studie vom DNV selbst mit Beteiligung des Schweizer Verbands NVS sowie des Zentralverbands der deutschen Naturwerksteinwirtschaft (ZDNW). Als Sponsoren agierten die Firmen Franken-Schotter sowie die Hersteller von chemischen Produkten Sopro und Akemie.
Download „Nachhaltigkeitsstudie – Ökobilanz von Bodenbelägen“, Zusammenfassung
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(30.01.2019)