Stahl macht es möglich, dass man ohne Schlussstein auskommt und dass unbegrenzte Formen möglich werden
Das Konzept ist in seiner Einfachheit überzeugend: bei den Steinbögen namens „Metalito“ sind Stahlbögen den Rundungen aus Stein hinzugefügt, so dass sich für das uralte Konzept der selbsttragenden Konstruktionen eine ganz neue Spielwiese ergibt. Während solch einen Bogen in der klassischen Form nämlich unabdingbar einen Schlussstein brauchte, der der Konstruktion erst den Halt gibt, kommt Metalito ohne dieses Schlüsselelement aus, was große Freiheiten für die Gestaltung und die Verwendung der Konstruktion gibt.
Außerdem braucht man für den Aufbau kein Gerüst – umgekehrt kann man die ganze Konstruktion auch wieder ohne Gerüst abbauen. Und woanders neu installieren.
Die italienische Firma I Sassi di Assisi, übersetzt: Die Steine von Assisi, hat das Konzept auf der Messe Cersaie im September 2018 in Bologna der Öffentlichkeit präsentiert. Gelegentlich bildeten sich Trauben von faszinierten Besuchern am Stand der Firma.
Das Konstruktionsprinzip versteht man am besten bei einer Betrachtung von der Rückseite: Jeder Bogen ist mit einem breiten Stahlband versehen. In diesem Stahlband ist jeder Stein mit einem einfachen Bolzen verankert.
Francesca Corneli, Architektin und Tochter aus der Firmenfamilie, erklärt das Prinzip theoretisch: „Indem die Bestandteile Stein und Stahl sich ergänzen, kann die Konstruktion sowohl Zug- als auch Druckspannungen aushalten.“
Die Konstruktion kommt ganz ohne Mörtel oder andere Bindemittel aus – die Genauigkeit des Zuschnitts der Mauersteine mit CNC-Maschinen zusammen mit der Stahlkonstruktion reicht aus, dass alles zusammenhält.
Auf der Cersaie mit den vielen Architekten als Besucher war es insbesondere die Gestaltung, die die Betrachter anlockte: Metalito war dem Altarraum in der berühmten Kirche San Giovanni Battista von Mario Botta nachempfunden. Francesca Corneli äußert sich fasziniert, wie der bekannte Architekt in der Ortschaft Mogno mit der uralten Konstruktionsweise gespielt hatte: „Wir waren beeindruckt von der geometrischen Logik und der Dynamik, wollten sie neu denken und in einer neuen Form wiederholen.“
Mit dem Prinzip lassen sich nicht nur steinerne Bögen billiger sowie schneller auf- und wieder abbauen. Es kann auch auf andere Formen angewendet werden. „Warum nur Bögen?“ fragt Francesca Corneli. Man könnte durchaus auch Möbel oder Firmen-Präsentationen gestalten, meint sie.
Anfragen nach der Messe gab es aus Afrika für ein Kirchenportal, aus Asien für den Eingang eines Restaurants und das Innere eines türkisches Bades sowie aus Nordamerika für ein Schaufenster.
Die Firma selbst ist gerade dabei, einen Prototyp an ihrem Sitz am Rand der Ortschaft San Venanzo in Umbrien zu errichten. Dort soll er Teil eines Skulpturenparks rund um die Burg Civitella dei Conti auf einem malerischen Hügel werden. Die Firma residiert auf der Burg und schaut von dort weit übers Land.
Fotos: I Sassi di Assisi
(29.03.2019)