Stone Stories: Geologie, Technik und Kunst

(Juni 2010) Eine umfassende Ausbildung für die türkische Natursteinindustrie bietet das Ausbildungszentrum (Technical Vocational School of Higher Education) in Torbali unweit von Izmir. Die Themen während des 2-jährigen Studiums reichen von Geotechnik und Petrografie bis hin zum Verarbeiten von Blöcken und Platten.

Ein Studium generale wird angeboten, und so spielt auch der künstlerische Umgang mit dem Material Stein eine Rolle: vermittelt wird die uralte Mosaikkunst, die an den Küsten des Mittelmeers vor langer Zeit entwickelt wurde und die in Torbali, seit alters her in Zentrum der Steinindustrie, immer eine große Rolle spielte.

Während die Schule im Allgemeinen jedoch auf aktuelles Wissen und modernste Technik setzt, folgt man hier der Tradition: behandelt wird die klassische Gestaltung mit den bunten Steinchen, wobei auch die Kombination von Stein mit Glas ein Thema ist.

Pro Jahr werden 55 neue Studenten aufgenommen, die größtenteils zwischen 19 und 22 Jahre alt sind. „Im letzten Jahr hatten wir aber auch 10 Ältere, die auf das Können aus ihrer täglichen Arbeit noch einmal eine Erweiterung und Vertiefung draufsatteln wollten“, sagt Altug Hasozbek, Lehrer an der Schule.

Neben dem Studium generale ist die Verbindung von Praxis und Wissenschaft das Kennzeichen der Schule, die 1993 gegründet wurde. Deshalb ist sie in die Dokuz Eylül Universität von Izmir eingegliedert, genauer: in die Geowissenschaften dort. Hasozbek ist deshalb gleichzeitig wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Hochschule.

Für die Studenten heißt das, dass die Theorie aus den Uni-Seminaren an der Schule gleich praktisch umgesetzt wird. Dafür sorgen auch 2 Praktika von je anderthalb Monaten. Das Erste wird bei einem geowissenschaftlichen Projekt draußen im Gelände absolviert. Dabei kann es zum Beispiel um das Bohren nach Lagerstätten und um die anschließende Analyse der Proben gehen.

Das zweite Praktikum spielt sich in einer Firma ab. Hier haben die Studenten freie Wahl und können gleichzeitig ihren späteren beruflichen Schwerpunkt festlegen, etwa Export oder auch Mosaik.

Auch verfügt die Schule über eine komplette Bearbeitungslinie: Es können Blöcke zu Platten zersägt oder Platten weiterverarbeitet werden. „In einer Art Handwerksbetrieb steht auch die moderne Technologie wie CNC oder Wassserstrahlschneiden bereit“, so Hasozbek.

55 € pro Semester beträgt die Gebühr, die die Studenten selbst beitragen müssen. Die restlichen Kosten trägt der Staat. Die Unternehmen der Branche beteiligen sich, indem sie Fachleute für Vorträge schicken oder Projekte von der Schule beziehungsweise der Universität ausführen lassen. In denen arbeiten dann wiederum die Studenten mit.

In Sachen Geotechnik geht es nicht allein um die Belange der Marmorbranche, sondern auch um Fragen des Grundwassers oder des Bodens. In diesen Bereichen nimmt die Schule pro Jahr weitere rund 100 Studenten auf. Insgesamt ist die Nachfrage größer als das Angebot an Plätzen. Die Auswahl erfolgt nach dem in der Türkei üblichen Punktesystem.

Neben der Fachrichtung für Marmor gibt es auch noch den Bereich Keramik. Denn in der Region gibt es reiche Vorkommen an Grundstoffen für die Keramikindustrie. In der Zukunft soll eine Fachrichtung für Zementtechnologie eingerichtet werden.

Dokuz Eylül Üniversitesi (türkisch)

Altug Hasozbek (Mail)

Fotos: Torbalı Meslek Yüksekokulu