(Juni 2010) Die Ortsbeschreibung für Eingeweihte: die Rede ist vom Highway 318, der Tibet mit der chinesischen Provinz Sichuan verbindet. Etwa 20 km vom Brahmaptra Canyon sollte das Niyang-Besucherzentrum gebaut werden: Es musste zwischen Straße und Fluss passen, Räume für Eintrittskartenverkauf, fürs Umkleiden der Wildwasserfahrer und für Toiletten bereithalten sowie zudem der Landschaft und der lokalen Kultur Tribut zollen.
Der Auftrag ging an das Pekinger Architektenbüro Standardarchitecture-Zhaoyang Studio. Zhao Yang wählte lokalen Bruchstein als Material für die 60 cm dicken tragenden Mauern, gab dem einstöckigen Bau das verwinkelte Innenleben einer Berglandschaft und deckte das Flachdach mit Aga-Ton, wie er im tibetischen Hochland für solche Zwecke üblich ist.
Üblich dort ist auch an den Hausfassaden eine regelrechte Farbenpracht. Also tauchte Zhao die Innenwände des Besucherzentrums in ein wirklich kräftiges Gelb, Blau oder Rot. „Wir verwendeten einheimische Mineralpigmente, die direkt auf die Steine aufgetragen wurden“, schreibt er. Dass die Fensteröffnungen schräg durch die Wände verlaufen, lässt das Sonnenlicht von draußen sehr konzentriert nach innen fallen, wo sich interessante Farbmischungen ergeben. Standardarchitecture-Zhaoyang Studio
Zwei Sorten Basalt aus der Eifel gestalten die Fassade des neuen Melia Hotels in Luxemburg, nämlich Mendiger und Mayener Basalt. Auch hier kommt der Stein aus der Umgebung, allerdings sind die Farben bloß Grautöne bis ins Schwarze, was jedoch dem Hotel unweit der gläsernen Hochhäuser der Europäischen Union ein reizvolles Äußeres gibt. Die Planung kam von dem Atélier d’Architecture et de Design Jim Clemes aus Luxemburg. Die Steine lieferte die deutsche Firma Mendiger Basalt. Mehr zum Hotel auf der mehrsprachigen Webpage.
Ebenfalls in Basalt haben die Architekten das Wohnhaus Viviendas 137 in Granollers in Spaniens Provinz Barcelona gestaltet. Wie ein Monolith kommt es daher, unterbrochen nur von den Veranden und den Glasfenstern im Erdgeschoss. Aufgelockert ist das Muster der schwarzen Basalt-Rechtecke durch die Fensterläden aus Viroc-Fasermaterial, das dem Naturstein zwar sehr ähnlich sieht, sich aber dennoch von ihm abhebt. Buchstaben sind als dekorative Elemente über die Fassade verteilt. HArquitectes
Senkrechte Linien bestimmen die Fassadengestaltung beim Jiangsu Provincial Art Museum im chinesischen Nanjing. Sie überspielen die einzelnen Geschosshöhen. Einen markanten Rhythmus schafft der Wechsel aus senkrechten Steinplatten und Fensterschlitzen. Durch vorstehende Blechschwerter wird er noch verstärkt. Verwendet wurde Travertin. KSP Jürgen Engel Architekten
Waagerecht gegliedert ist die Fassade des neuen Verbraucherminsteriums in Berlin. Die horizontalen Bänder aus etwa 6 cm dickem Olivin-Basalt sind durch Vor- und Rücksprünge markant gestaltet. Den Stein lieferte die chinesische Firma Xiamen Nonmetal Minerals, was bei der Presse-Präsentation zu Kritik führte. Der Vertreter von Anderhalten Architekten verwies jedoch darauf, dass mit Naturstein aus Deutschland der Kostenrahmen nicht hätte eingehalten werden können.
Wie eine Steinfirma ihr Fabrikgebäude dekorativ gestalten und gleichzeitig Aufmerksamkeit auf ihr Material lenken kann, zeigt die französische Firma Somebat aus Saint Symphorien unweit von La Rochelle: Als Verkleidung ihrer Büroräume dient eine Steinwand, die den Blick vom nüchternen Blech der Werkshalle dahinter abzieht. Vorgeführt wird auch der Reiz unterschiedlicher Oberflächen und die Möglichkeit, massiv in Naturstein zu bauen.
Ach ja, wo wir jetzt so viel zu Fassaden geschrieben haben: Eine Forscherin am Massachusetts Institute of Technology (M.I.T.) sieht ganz andere Möglichkeiten in Gebäudehüllen (Video, 1). Demgegenüber sind die so genannten Medienfassaden (1, 2) schon beinahe altmodisch.