In Belgien gibt es seit März 2019 eine Qualitätscharta für Grabmale. Vorgestellt wurde sie auf der Messe Funebra, und ins Leben gerufen hat sie der Bauverband Confederatie Bouw. Das besondere daran ist, dass nicht technische Normen festgeschrieben werden, sondern dass es vielmehr Hilfestellungen für die Lösung von Problemen zwischen Kunde und Firma gibt.
Qualität einer Ware oder Dienstleistung wird hier also auch als soziales Versprechen verstanden.
Dass man in dem Konzept mit 2 Druckseiten auf technische Angaben verzichten kann, hängt damit zusammen, dass nur Mitglieder des Bauverbands sich für die Qualitätscharta (auf niederländisch: kwaliteitscharter voor grafmonumenten) akkreditieren können. Solche Firmen wissen ohnehin um die gegebenen Normen und halten sie ein, so der Grundgedanke.
Worum es vielmehr geht, sind die Problemfälle, etwa wenn Risse oder Sprünge im Stein auftauchen, wenn es Schäden beim Versetzen des Steins gibt oder wenn Dekorelemente abbrechen.
Laut der Qualitätscharta verpflichtet sich die Firma, die Schäden kostenlos zu beseitigen. Einschränkungen gibt es natürlich, wenn kein Verschulden vorliegt oder wenn Dritte die Schäden hervorgerufen haben.
Da es trotz solcher Versprechen erfahrungsgemäß dennoch immer wieder zu Streitfällen kommt, wird in der Qualitätscharta ein Schlichtungsverfahren angeboten: es gibt einen Mediator, auf den sich beide Seiten einigen können und den sie auch gemeinsam bezahlen. Lassen sie sich durch einen Rechtsanwalt vertreten, bezahlt das jeder für sich.
Mit diesem Angebot soll von vornherein ein Licht im Tunnel eines Streitfalls aufgezeigt werden. Der Verband hofft, damit unnötige Kosten für die Beteiligten abzuwenden.
Für die Akkreditierung müssen die Bewerber Dokumente aus ihrer geschäftlichen Aktivität vorlegen, etwa Rechnungen über den Einkauf und die Bearbeitung von Grabmalen. Damit will der Verband verhindern, dass branchenfremde Anbieter sich mit der Qualitätscharta schmücken. „Alle sollen nach den selben Spielregeln spielen“, formuliert ein Insider als eines der Ziele der Charta.
Nachzuweisen haben die Bewerber deshalb auch, dass sie sich an die allgemein üblichen Regeln in Belgiens Wirtschaft halten: sie müssen unter anderem in das System der Sozialpartner eingebunden sein und dürfen keine Steuerschulden oder ausstehende Beiträge zur Sozialversicherung haben. Außerdem müssen sie schon 3 Jahre ihr Geschäft betreiben und, wie bereits gesagt, Mitglied im Bauverband sein.
Die Akkreditierung als solche kostet nichts. Auch nicht die Erneuerung jedes Jahr.
Bisher haben sich gut 10 Firmen akkreditieren lassen.
Die Confederatie Bouw ist der Dachverband der Organisationen in der belgischen Bauwirtschaft. Die Untergruppe für Naturstein (Fédération Belge des Entrepreneurs de la Pierre Naturelle, asbl) zählt fast 200 Mitglieder.
Qualitätscharta (niederländisch, französisch)
Confederatie Bouw Natuursteen (niederländisch/französisch)
(25.09.2019)