Die Firma Julia Marmi hat zusammen mit den Architekten von Spagnulo and Partners eine Dekoraration mit philsophischem Tiefgang entworfen
Haben Sie sich auf dem Bild oben wiedererkannt, liebe Leser?
Die Arbeit in Piasentina Stone zeigt einen Teil von uns allen, nämlich das Chromosom 22, welches 1999 als erster Bestandteil des menschlichen Erbgutes komplett sequenziert worden war.
Die italienische Firma Julia Marmi hat für ihre Kollektion „Genoma“ die Basenfolge des Chromosoms in Form von Wandfliesen aus dem braungrauen Kalkstein umgesetzt. Das Design stammt von dem Architekturstudio Spagnulo and Partners, Berater war Valentina Massa, Forscherin an der Universität Mailand.
Reden wir ein wenig von den Details, um eine Vorstellung zu bekommen, was für ein Abbild von uns das ist.
Chromosom 22 umfasst die unglaubliche Zahl von um die 49 Millionen Basenpaaren, also jenen magischen Molekülen, aus denen unser Erbgut chemisch besteht. Um was es hier geht liegt also nur eine Stufe über der Ebene der Atome.
Chemisch sind die Dinge bei Chromosom 22 klar. Allenfalls ansatzweise aber ist bislang verstanden, wie die darin verschlüsselte Information abgelesen wird, und vor allem: wie dies bei Bedarf geschieht, wann also eines der vielen Gene aktiv wird und wie es wieder abgeschaltet wird.
Mit bestimmten Markierungsverfahren kann man inzwischen die Chromosome optisch aufgliedern, und damit kommen wir zurück zu den Wandfliesen der Firma Julia Marmi, die übrigens in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen feiert.
Wir zeigen einen Ausschnitt aus einer Webpage des Genome Reference Consortium. Dargestellt werden im oberen Teil die markierten Chromosome des Menschen und darunter gibt es einen speziellen Blick auf das Chromosom 22.
Die dunklen Streifen beziehungsweiße grünen Balken sind bei Julia Marmis Fliesen per Laser-Gravur (Firma Tossilab) auf den zuvor geschliffenen Stein übertragen worden.
Die Größe der Platten beträgt 60×40 cm bei 1 cm Dicke.
Ein wenig bizarr sind jene Bilder schon, die „Genoma“ in einem gemütlichen Wohnzimmer an der Wand hinter der Sitzgruppe zeigen: Schauen die Bewohner da heimlich von hinten auf sich selbst? Blickt vielleicht der Schöpfer auf sie herab?
Sicher aber findet diese Wandgestaltung eine Verwendung in wissenschaftlichen Instituten oder in Einrichtungen, die sich ein super-modernes Image geben wollen.
Der Naturstein mit seiner großen Langlebigkeit verstärkt noch die Aura, die das geheimnisvolle Erbgut umgibt.
Fotos/Renderings: Julia Marmi
(29.11.2019)