Der Ambedkar Memorial Park im indischen Uttar Pradesh ist eine Steinwüste und ein Beispiel dafür, wie sich eine falsche Verwendung von Naturstein auswirken kann

Blick auf das Mausoleum im Ambedkar Memorial Park nach einem Monsunregen im Sommer. Foto: Ejaz Rizvi / <a href="https://commons.wikimedia.org/"target="_blank">Wikimedia Commons</a>

Die Anlage ist in den Sommermonaten ein Glutofen, unter anderem weil es dort zu viel dunklen Sandstein und grauen Granit gibt, die sich in der Sonne aufheizen / Gegenbeispiel Taj Mahal

Im indischen Bundesstaat Uttar Pradesh liegt der Ambedkar Memorial Park, eine gewaltige Anlage zum Gedenken an Dr. Bhimrao Ambedkar, der gerne als „Vater der indischen Verfassung“ bezeichnet wird. Wenn man im Sommer das Gelände mit einer Fläche von insgesamt 107 acres (433.000 m²) betritt, verschlägt es einem fasst den Atem: die Temperaturen sind wie in einem Glutofen, und das liegt vor allem am roten Sandstein und am grauen Granit, die hier in riesigen Mengen für den Bodenbelag, die Treppen, etliche Statuen und monumentale Gebäude verwendet wurden. Zugegeben: die Stadt Lucknow im Bundesstaat Uttar Pradesh ist ohnehin schon extrem heiß, weshalb der Winter als Reisezeit empfohlen wird.

Die Anlage ist ein weiteres Beispiel dafür, wie Naturstein ohne Rücksicht auf die Eigenschaften des Materials verwendet wird.

Hätte man zum Beispiel hellen und polierten Marmor wie beim Taj Mahal verwendet, gäbe es die extreme Gluthitze nicht. (Natürlich könnte man Marmor für eine solche Fläche mit vielen Passanten nicht verwenden.)

Die lange Reihe der Elefanten im Ambedkar Memorial Park. Foto: Ejaz Rizvi / <a href="https://commons.wikimedia.org/"target="_blank">Wikimedia Commons</a>Zugang mit der Reihe der Elefanten nach einem Monsunregen im Sommer. Foto: Ranjuthsutari / <a href="https://commons.wikimedia.org/"target="_blank">Wikimedia Commons</a>

Wir wissen aus den Grundlagen der Physik: je dunkler die Farbe eines Materials ist, umso mehr Wärmestrahlung nimmt es auf. Die kommt von der Sonne und ist unsichtbar.

Eine Rolle spielt dabei auch die Beschaffenheit der Oberfläche: ist sie poliert, also sozusagen verspiegelt, werden die Wärmestrahlen reflektiert.

Schatten gibt es nirgendwo.

Dabei hat Stein eigentlich hervorragende Temperatureigenschaften, die seit alters her in der Architektur der heißen Länder genutzt werden. Dort ist polierter weißer Marmor (genauso heller Kalkstein) ein beliebtes Material: sogar draußen in der Hitze fühlt sich der Stein immer kühl an. Das liegt daran, dass unsere Körpertemperatur 38 Grad beträgt, der Stein diese Temperatur aber kaum erreicht – berührt man ihn, entzieht er der Haut Wärme, was uns das Gefühl von angenehmer Kühlung gibt.

Ursache dieses Effekts ist, dass Stein aufgrund seines kompakten Gefüges ein guter Wärmeleiter ist.

Naturstein hat auch eine sehr gute Speicherkapazität für Kälte beziehungsweise Wärme. Deshalb ist er zum Beispiel ein bevorzugtes Material für Öfen und Fußbodenheizungen. Im Ambedkar Memorial Park spürt man das in den kühlen Nachtstunden, wenn die von den Steinen freigesetzte Wärmestrahlung als pure Hitze auf der Haut ankommt.

Bronzestatue von Bhimrao Ambedkar. Unverkennbar Abraham Lincoln in Washington D.C. als Vorbild. Foto: Umesh Singla / <a href="https://commons.wikimedia.org/"target="_blank">Wikimedia Commons</a>

Diese Eigenschaften des Steins werden überall auf der Welt zum Beispiel bei vorgehängten Fassaden genutzt. Dort agiert der Stein als Temperaturpuffer vor der dahinterliegenden Dämmschicht und dem eigentlichen Mauerwerk.

Zurück zum Ambedkar Memorial Park. Reichlich Diskussionen gab es und gibt es aus politischen Gründen um die im Jahr 2008 fertiggestellte Anlage mit Gesamtkosten von 7 Milliarden Rupien (circa 95 Millionen US-$): so steht im Eingangsbereich eine lange Reihe von monumentalen Elefanten – das Tier ist das Symbol der BSP-Partei. Eine wichtige Politikerin aus deren Reihen, Mayawati Kumari, hatte die Kolosse dort aufstellen lassen.

Auch andernorts hatte sie schon Aufträge für gewaltige Stein-Skulpturen vergeben.

In Zusammenhang mit dem Park wird ihr vorgeworfen, sie wolle damit den Volkshelden für ihre Partei vereinnahmen und sich Wählerstimmen sichern.

Ambedkar stammte aus der Kaste der Unberührbaren, schaffte jedoch das Unmögliche und arbeitete sich auf einen Studienplatz hoch. Später war er maßgeblich in der Verfassung des Landes beteiligt, die die Gleichheit aller Bürger formuliert. Im Ausland ist er im Vergleich zu Mahatma Gandhi nur wenig bekannt.

(07.04.2020)