Bei den Steinexporten der Türkei gab es 2019 gegenüber dem Vorjahr wieder einen Rückgang (-2,32%), allerdings nahm der Anteil der Endprodukte an der Gesamtbilanz zu (+3,34%)

Die Natursteinexporte der Türkei im Jahr 2019 im Vergleich zu 2018. Quelle: IMIB

Das Land hat sich im Mittleren Osten wichtige Märkte erschlossen und ist in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion auf einem guten Weg

Im Moment, wo weltweit die Volkswirtschaften aufgrund der Coronakrise rote Zahlen schreiben, erscheinen Rückblicke auf vergangene Jahre wie Schnee von gestern. Der Vollständigkeit halber wollen wir diese Statistiken dennoch liefern – diesmal die der türkischen Natursteinbranche, die uns der Verband IMIB (Istanbul Mineral Exporters’ Association) zur Verfügung gestellt hat:

Wie schon seit einiger Zeit gab es 2019 gegenüber dem Vorjahr wieder einen Rückgang bei den Exporten. Jedoch fiel dieser Rückgang mit (-)2,32% im der Gesamtbilanz deutlich geringer als zuvor (2017-2018: -6,8%).

Bemerkenswert ist, dass das aktuelle Minus sich nur bei den Rohblöcken abspielte (-8,08), wohingegen es bei den verarbeiteten Produkten ein Plus gab (+3,34%). Die Summe lag bei den Endprodukten mit 985.879.014 US-$ deutlich über der Summe bei den Rohblöcken (864.653.838 US-$).

Allerdings bleibt fraglich, ob sich hier wirklich eine Veränderung in der türkischen Leistungsbilanz niedergeschlagen hat. Vermutlich kam das Weniger bei den Rohblöcken einfach dadurch zustande, dass China als größter Abnehmer seine Einkäufe wieder deutlich reduziert hatte.

Beinahe traumatisch werden die Zahlen in der türkischen Fachpresse kommentiert: wieder einmal habe man die Zielmarke von 2 Milliarden US-$ an Natursteinexporten nicht erreicht, wird gejammert. Die hatte man zuletzt im Jahr 2017 überspringen können.

Jedoch sagt diese Zahl qualitativ nicht viel aus: weitaus mehr Information steckt im Verkaufswert, der pro Tonne erzielt wurde.

Hier erreicht die Türkei nicht die besten Werte, was aber umgekehrt wohl auch damit zu tun hat, dass es dem Land gelingt, sogar Naturstein zweiter Qualität im Export abzusetzen. Das jedenfalls schreibt Dr. Carlo Montani in der 30. Ausgabe seines weltweiten Statistik-Jahrbuchs „XXX. Rapporto Marmi e Pietre nel Mundo“.

Die Exportstatistik nach Ländern. Quelle: IMIB

Werfen wir einen Blick auf die Exportstatistik nach Ländern. Die Rangfolge der Abnehmer ist gegenüber den Vorjahren weitgehend unverändert, lediglich wechselte Indien kontinuierlich nach vorne.

Neben dem Großabnehmer USA hat sich die Türkei nicht nur in den Ländern des Mittleren Ostens gute Marktanteile erschlossen. Die Unterschiede von Jahr zu Jahr künden nicht vom Verlust von Anteilen, sondern eher von der Fertigstellung einzelner Großprojekte in den Zielländern.

Besonderes Augenmerk verdient die Tatsache, dass die Türkei in den -tan-Ländern, also den Staaten im Osten der ehemaligen Sowjetunion, ihre Umsätze konsequent ausbaut. Zwar sind die Verkäufe nach dort bislang nur gering und variieren von Jahr zu Jahr sehr stark.

Jedoch sind diese Märkte vielversprechend: die Staaten dort stehen erst am Anfang ihrer wirtschaftlichen Entwicklung, und China ist mit seine Neuen Seidenstraße (One Belt, One Road) schon dabei, sich als Handelspartner in Stellung zu bringen.

Das heißt für die Natursteinbranche: wer sich nicht auf mittlere Sicht dort zeigt, wird in Zukunft seine Steine nur noch über den Umweg über China dorthin verkaufen können. Südkorea und Japan sind Beispiele, die schon fest in der Hand der chinesischen Lieferanten sind.

IMIB (Istanbul Mineral Exporters’ Association),

(11.05.2020)