Die Handwerker wollen davon wegkommen, nur noch Händler und Aufsteller für in Asien vorgefertigte Steinprodukte zu sein
Die Bundesinnung der österreichischen Steinmetze hat wieder ihre Preise vergeben: die Kategorien waren wie in den Vorjahren Grabmal und Denkmal, und zum 2. Mal auch eine Auszeichnung für Auszubildende. Wir stellen diesmal die Preisträger des Grabmalpreises vor, in den kommenden Ausgaben auch die anderen Kategorien.
Kriterium für die Vergabe ist hauptsächlich die Gestaltung: prämiert werden Arbeiten, die dem modernen Zeitgeist entsprechen und sich durch ein „individuelles und persönliches Design“ auszeichnen. Kurz gesagt: der Grabstein wird nicht mehr als eine massive Natursteinscheibe verstanden, die meist in Asien bestellt und dort weitgehend fertiggestellt wurde. Vielmehr soll der Steinmetz bei dem Produkt sein handwerkliches und gestalterisches Können aufscheinen lassen.
Der 1. Preis ging in diesem Jahr an Steinmetzmeister Raimund Fuchs aus Bergheim bei Salzburg. „Tanz: Umarmung“ ist der Titel für das Grabzeichen, das er in langen Gesprächen mit der Witwe des Verstorbenen erdacht hat. Der Granit Schremser Feinkorn aus dem Waldviertel spielt in der Gestaltung einer eher untergeordnete Rolle – im Mittelpunkt steht ein Stück Schwemmholz, das der Verstorbene mal bei einer Wanderung gefunden und mit nach Hause gebracht hatte. Einerseits kann man in dem Holzstück ein abstraktes Kreuz sehen, andererseits spiegelte sich darin für die Witwe auch eine tänzerische Leichtigkeit, die für sie ein Charaktermerkmal des Verstorbenen gewesen war.
Laut Jury ist die zurückhaltende Formensprache im Umfeld eines klassischen Friedhofs „im Kontext stimmig und zeigt, dass eine individuelle Gestaltung leistbar (ist) und trotzdem sehr persönlich sein kann“.
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Auch beim Projekt auf dem 2. Platz hatte es intensive Gespräche zwischen den Angehörigen und dem Steinmetz gegeben. Preisträger ist der Bildhauermeister Reinhard Winter aus Wien. Das Grabzeichen für eine 33-jährige Verstorbene zeigt eine Blume mit Knospe, die sich aus der rechteckigen Steinform öffnet. In den Gesprächen hatten Auftraggeberin und Steinmetz zunächst das Thema konkretisiert und dann anhand von mehreren Entwürfen die endgültige Form entwickelt.
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Eine Anerkennung erhielt Steinmetzmeister Marius Golser aus Golling für das Grabmal „Heimat und Berge“. Es stellt in Untersberger Kalkstein den Bauernhof des Verstorbenen dar. Das Abbild hatten sich die Angehörigen ausdrücklich so und auch aus heimischem Stein gewünscht: es helfe ihnen, „vom Verstorbenen, dem konkreten Ort seines Todes und ihrer Heimat Abschied zu nehmen und den Trennungsschmerz zu verarbeiten“, wie es bei der Verleihung der Preise im Rahmen der Messe Monumenta 2020 in Salzburg hieß.
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Eine zweite Anerkennung vergab die Jury an Steinmetzmeister Bernhard Hasenöhrl aus Wals bei Salzburg. Das von ihm gestaltete Grabmal „Abschiedsgruß“ ist aus dem Grabstein der Großeltern gefertigt.
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Die Bundesinnung der Steinmetze ist die Spitzenorganisation aller österreichischen Steinmetzmeister unter der Leitung von Bundesinnungsmeister Wolfgang Ecker. Im Mittelpunkt der Arbeit der Innung steht die Kommunikation nach innen und außen sowie die Unterstützung der rund 700 Mitgliedsbetriebe in den Kernbereichen Friedhofskultur, Bau und Innenausbau sowie der Denkmalpflege. Weitere Schwerpunkte sind die berufliche Weiterbildung, die Arbeitssicherheit und die Förderung von qualifiziertem Nachwuchs.
Organisiert wird der Wettbewerb um die Preise vom Steinzentrum in Hallein. Wir zeigen neben den prämierten Arbeiten weitere Einreichungen.
Fotos: Richard Watzke / Steinzentrum Hallein
(27.05.2020)