Erneuerung des Innenraums der Lutherkirche in Pirmasens mit einem der German Design Awards ausgezeichnet

Der erneuerte Innenraum der Lutherkirche in Pirmasens. Foto: <a href="https://bild-raum.com/"target="_blank">Stephan Baumann</a>

Taufbecken und Altar aus Sandstein sind nun wieder deutlich hervorgehoben

Die Lutherkirche in der Fußgängerzone in Pirmasens kündet auf vielerlei Art und Weise von der Geschichte der Stadt und der Umgebung. Sie musste nun einer Grundsanierung unterzogen werden – das Ergebnis der damit verbundenen Umgestaltung im Inneren wird allerorts gelobt und wurde mit einem der German Design Awards dieses Jahres ausgezeichnet.

Nach der Zerstörung im Krieg in mehreren Etappen erneuert, gab es zuletzt einen der typischen Problemfälle an einem alten Gebäude: eigentlich sollte nur die Beleuchtung modernisiert werden, aber am Ende stellte sich heraus, dass die ganze Technik nicht mehr modernen Anforderungen genügte. Die Kirchengemeinde gewann den Architekten Sebastian Metz aus Insheim bei Landau für das Projekt. Metz hatte mit seinem Büro Ideenreich schon ähnliche Projekte erfolgreich realisiert.

Diesmal gab er dem Bauwerk eine „edle Schlichtheit“, wie die Dekanin der Evangelischen Landeskirche bei einem Dankgottesdienst sagte.

Deutlicher als zuvor ist der Altar und das Taufbecken als Zentrum des Innenraums erkennbar. Sandstein aus der Region ist das Material, ebenso für den niedrigen Sockel. Die Steinmetzarbeiten führte die Firma Peter Walz Natursteine aus.

Mit „Schlichte Eleganz und modernes Design“ lobte die Jury des Rats für Formgebung die Arbeit des Preisträgers. Sie vergibt jährlich den German Design Award. Erreicht wurde das unter anderem durch das Farbkonzept des Architekten: Die zahlreichen Pastelltöne an den Wänden wurden durch einen abgetönten, weißen Kalkanstrich ersetzt. Dieses Weiß findet man nun ebenfalls an der Orgel, hier anstelle der dunklen Holztöne.

Im Altarbereich wurde auf die ehemalige Ikonenmalerei an den Wänden verzichtet. Im Mittelpunkt stehen nun Taufstein und Altar sowie das Kreuz. Es scheint zu schweben, was durch eine Beleuchtung mit LED erreicht wird.

Die runden Übergänge zwischen Wand und Decken (Vouten) greifen eine Gestaltung von vor der Zerstörung 1945 auf: sie tragen schnörkellose Bögen aus 24 Karat Blattgold. Sie geben diesem oberen Bereich des Gotteshauses eine besondere Wirkung.

Die vorherigen langen Kirchenbänke wurden durch moderne Stühle ersetzt. Das lädt geradezu ein zu Nutzungen wie Dialog, Begegnung oder anderen Veranstaltungen, was ausdrücklich gewünscht ist. Der petrolfarbene Bezug der Sitze unterstützt diesen Eindruck und gibt gleichzeitig dem Innenraum auch etwas Mystisches: denn Blau ist die Komplementärfarbe zu Gold, so dass das Oben und Unten der Welt im Gotteshaus sichtbar zusammengebracht wird.

Nur 7 Monate brauchten die Beteiligten für die Vielzahl an Arbeiten, die vom Ausheben des Bodens über den Schutz der Wände vor Feuchtigkeit bis zur Installation einer Fußbodenheizung und mehr reichten. Anstelle der ehemaligen Sandsteinplatten, die brüchig waren und deren Erneuerung den Kostenrahmen gesprengt hätte, wurde ein heller Sicht-Estrich mit Terrazzo-Optik aufgetragen. In ihm kam Sand aus der Region zur Vewendung.

870.000 € war der Kostenrahmen, der am Ende sogar unterschritten wurde. Dennoch muss die Kirchengemeinde nun einen Kredit abbezahlen. Spenden sind weiterhin willkommen. Die neuen Stühle konnten zum Teil schon so finanziert werden.

Die Lutherkirche in Pirmasens. Foto: <a href="https://commons.wikimedia.org/"target="_blank">Wikimedia Commons</a> / Gerd Eichmann

Das Gotteshaus war von 1757 bis 1761 als Garnisonskirche erbaut worden. Erst 2 Jahre später ernannte Landgraf Ludwig IX die Ortschaft zur Stadt. Bei einem Bombardement im Jahr 1945 wurde die Kirche völlig zerstört. Nach dem Wiederaufbau blieb äußerlich zwar die Ähnlichkeit zur alten Garnisonskirche mit ihrem auffallenden Turm aus Sandstein, im Innenraum konnte sie jedoch kaum erhaltenswerte Originalsubstanz aufweisen.

Bei der Generalsanierung nun sollten Kultur, Historie und moderne Elemente miteinander verwoben werden, um eine lebendige Religion zwischen Tradition und Moderne zu schaffen.

Ideenreich Architektur

Peter Walz Natursteine

(18.06.2020)