Eine Zunahme in der Sturmaktivität fällt zusammen mit dem Niedergang der Kultur der Mayas
Die Wirbelstürme in der Karibik wurden häufiger und ihre Stärke variierte deutlicher um dieselbe Zeit, als die klassische Mayakultur in Zentralamerika ihren endgültigen Niedergang erlebte: Diese und andere Erkenntnisse kann man bei einem Blick in das Klimaarchiv gewinnen, das unter Federführung von Geowissenschaftlern der Goethe-Universität erstellt wurde.
Tropische Wirbelstürme im Atlantik (Hurrikans) stellen eine substantielle Gefahr für Leben und Besitz der Bewohner der Karibik und angrenzender Gebiete wie des Südostens der USA dar. Bisher gab es jedoch keine Informationen über die Entwicklung dieser Stürme über die Jahrhunderte.
Forscher der Goethe-Universität in Frankfurt/Main konnten nun aus Sedimenten ein „Sturmarchiv“ gewinnen und analysieren, das fast die gesamte moderne Zeitrechnung (2000 Jahre) abdeckt.
Es handelt sich um feinkörnige, jährlich geschichtete Sedimente vom 125 m tiefen Grund des Blue Hole, einer überfluteten Karsthöhle im Lighthouse Reef Atoll vor der Küste von Belize.
Dort lagern sich Jahr für Jahr 2,5 mm Kalkschlamm, bestehend aus Schalenresten von Organismen aus der Rifflagune mit wechselnden Gehalten an organischer Substanz ab. In diese feinkörnigen Sedimente sind gröbere und bis zu mehrere Zentimeter dicke Lagen von Tempestiten (Sturm-Sedimente) eingebettet.
Sie bestehen zum Großteil aus Schalenresten von Rifforganismen, die am Rand des Atolls leben.
Der fast 9 m lange Bohrkern vom Boden des Blue Hole umfasst die letzten 1885 Jahre mit insgesamt 157 Sturmlagen.
Eines der Ergebnisse: Von 100-900 n. Chr. war die Sturmaktivität in der Region eher stabil und schwächer ausgeprägt, während sie seit 900 n. Chr. bis heute variabler und stärker ist. Interessanterweise ist diese Zunahme der Wirbelsturm-Häufigkeit mit dem Auftreten einiger sehr dicker und grobkörniger Sturmlagen gekennzeichnet und fällt mit dem endgültigen Niedergang der klassischen Mayakultur in Zentralamerika zusammen.
Möglicherweise waren verstärkt Hurrikan-Einschläge am mittelamerikanischen Festland verbunden mit großflächigen Überflutungen im Anbaugebiet des Maya-Tieflandes und niederschlagsbedingter Erosion im Hinterland der Maya-Berge von Belize – neben den bereits bekannten wiederkehrenden Dürreperioden – ein weiterer Umwelt-Faktor, der das Ende der Maya-Hochkultur beeinflusste.
Quelle: Goethe Universität Frankfurt/Main
(28.07.2020)