Von Alfred Paschek, Berufsbildungswerk bbw
Ortsbesuch bei der Steinmetz Brenner GmbH in Augsburg. Stefan Maier, seit 2013 Geschäftsführer des knapp 20 Mitarbeiter zählenden Unternehmens, findet zur Frage des betrieblichen Ausbildungsstandards klare Worte: „Es gibt eine Ausbildungsordnung, und das ist die verbindliche Grundlage für die Ausbildungsplanung!“ Wer als Unternehmer einen Ausbildungsvertrag schließe, müsse diese Verordnung kennen und sich nach ihr richten. Dass es insbesondere für kleinere Betriebe mit vergleichsweise engem Leistungsspektrum mitunter schwierig sein kann, eine nach dieser Maßgabe fachgerechte Ausbildung zu gewährleisten, räumt er unumwunden ein. Dann allerdings müssten sich die Unternehmer ehrlich fragen, ob sie ihrer Pflicht nachkommen und ihrer Verantwortung gegenüber den Auszubildenden gerecht werden könnten.
Mit Blick auf eine langjährig bewährte Praxis vertritt Stefan Maier, der sich außerdem als Obermeister der Steinmetzinnung Nordschwaben engagiert, auch in Sachen Unternehmenskultur und Arbeitsklima klare Standpunkte. „Heute ist ein ganz anderer Führungsstil gefragt. Die Zeiten, in denen der Meister den Arbeitstag beginnt, indem er ruppige Schelten an die Mitarbeiter verteilt, sollten vorbei sein.“ Von cäsarischen Herrscherfiguren hält der Leiter des Traditionsbetriebes generell nicht viel. Stattdessen misst er der Fähigkeit und der Bereitschaft zur Selbstkritik – gerade beim Führungspersonal – große Bedeutung bei. Und auf die Frage, was er von einem abgenutzten Evergreen wie „Lehrjahre sind keine Herrenjahre!“ halte, folgt eine wohltuend differenzierte Antwort: Im Grunde sei dieser Spruch ja nicht verkehrt.
Nur könne man das im Jahr 2020 in dieser Form niemanden mehr um die Ohren hauen. „Wer neu ist und einen Beruf erlernt, muss sich zunächst beweisen. Allerdings muss ihm auch Gelegenheit gegeben werden, Dinge auszuprobieren und Fehler zu machen. Es kann nicht darum gehen, Hierarchien gänzlich zu schleifen. Der entscheidende Punkt ist aber, dass ich den Leuten auf Augenhöhe begegne und ihnen Wertschätzung entgegenbringe!“ In diesem Statement steckt nicht weniger als ein bündiges Stück Firmenphilosophie. Und der Erfolg scheint Stefan Maier recht zu geben. Er ist überzeugt, das Betriebsklima ist keine Beiläufigkeit, sondern hat immensen Einfluss auf die Motivation der Mitarbeiter, die Qualität der Produkte und auch die Kunden spürten es, wenn eine grundsätzlich positive Stimmung herrsche. Zu den Prinzipien zeitgemäßer Unternehmensführung gehört für den Betriebsleiter außerdem die gelebte Sozialpartnerschaft. Statt Konflikte zu kultivieren, gelte es, Interessengegensätze kooperativ zu lösen und den Teamgeist zu fördern.
Wer bei der Brenner GmbH ernsthaftes Interesse an einer Ausbildung zeigt, dem wird eine Chance gegeben, und sei es zunächst in Form eines Praktikums. Auf Zeugnisnoten kommt es dabei weniger an als auf die tatsächliche Eignung für die tägliche Praxis. Auch habe man sehr gute Erfahrungen damit gemacht, sensibel für die Fähigkeiten und Vorlieben der Auszubildenden zu sein, um Potentiale erkennen und gegebenenfalls gezielt fördern zu können.
Eine Empfehlung, wie und wo man persönlich in Kontakt mit Jugendlichen kommen kann, die sich in der beruflichen Orientierungsphase befinden? Für den Geschäftsführer des Augsburger Unternehmens haben sich Jobmessen als geeignete Veranstaltungsform erwiesen, um direkt ins Gespräch zu kommen und für sich als Ausbildungsstätte zu werben. Davon, dass der Großteil des Publikums dort bei der Automobilindustrie stehe, dürfe man sich allerdings weder beeindrucken noch frustrieren lassen. Es brauche eben eine gewisse Beharrlichkeit verbunden mit der Bereitschaft, dauerhaft in den Nachwuchst zu investieren.
Bei allem Optimismus und zuvorkommender Offenheit, durch die rosarote Brille schaut auch bei Brenner niemand. Dass die Bewerbungen nicht mehr mit zuverlässiger Regelmäßigkeit ins Haus flattern, diese Erfahrung macht Stefan Maier ebenfalls. Obendrein sei die persönliche oder fachliche Eignung der Interessierten nicht selten unzureichend.
Umso mehr jedoch müssten Betriebe sich heute ins Zeug legen, um auch denen attraktive Berufsperspektiven zu bieten, die zukünftig als Leistungsträger infrage kommen. Nur so ließe sich der Fachkräftenachwuchs sichern. In Augsburg – wie vielerorts auch – nimmt man diese Herausforderung unbeirrt und zuversichtlich an. Von ernsten Zukunftssorgen war dort jedenfalls nichts zu hören.
Berufsbildungswerk des Steinmetz- und Bildhauerhandwerks e.V. (bbw)
(01.10.2020)