Beim Büro- und Geschäftshaus Fürst & Friedrich in Düsseldorf nimmt der Neubau den Altbau quasi schützend in die Arme

SOP Architekten: Büro- und Geschäftshaus Fürst & Friedrich.

Die Immobilie hat so ein „adressbildendes Alleinstellungsmerkmal“ bekommen, dessen Fassade mit vielen Details aus Naturstein gestaltet ist

Was tun mit einem historischen Gebäudeteil, das nicht unter Denkmalschutz steht, aber den Bürgern in der Umgebung wichtig ist, und das zudem auf einem sehr attraktiven Bauplatz in einer Innenstadt steht?

Wir haben eine ungewöhnliche Lösung aus Düsseldorf: dort haben die Planer von slapa oberholz pszczulny Architekten (SOP) den Bauherrn Art Invest Real Estate von einem ungewöhnlichen Konzept überzeugt, das für alle Beteiligten den besten Kompromiss darstellt: ihr neues Büro- und Geschäftshaus mit dem Namen Fürst & Friedrich umarmt quasi eine klassizistische Natursteinfassade, die schon zwei Weltkriege überstandenhatte und bereits in das vorige Bestandsgebäude integriert gewesen war.

Entstanden ist ein sehenswertes Ensemble an der Straßenecke Fürstenwall und Friedrichstraße, daher auch der Name des Neubaus. Die 115 m lange Straßenfront ist mit einer großen Geste gestaltet, so als wollte der Neubau das alte Stück in seiner Mitte in Schutz nehmen, jedoch ohne es anzutasten. Mit der gebäudehohen Glasfassade daneben werden Nachbarn und Passanten zum Betreten des Gebäudes einladen.

SOP Architekten: Büro- und Geschäftshaus Fürst & Friedrich.

In der Pressenitteilung dazu heißt es: der Neubau hat durch das Bestandsgebäude ein „adressbildendes Alleinstellungsmerkmal“ bekommen.

Etwas Ähnliches hatten die Architekten schon an anderer Stelle in Düsseldorf beim Projekt Clara und Robert realisiert, dort war das Bestandsgebäude eine ehemalige Kaserne.

Eine entscheidende Rolle beim Zusammenbringen von alt und neu spielte das Material. Beim Altbau, einer ehemaligen Bank aus dem Jahr 1895, bestand die Fassade aus gelblichem Königgrätzer Sandstein. Der Neubau besteht aus geschliffenem weiß-grauem Mainsandstein und kommt ganz ohne Verzierungen aus. Deutlich zeigt sich der Stil der jeweiligen Zeit.

Nennen wir ein paar Details aus dem Umgang mit Stein, die bei der Wirkung der Fassade eine wichtige Rolle spielten:
1. die spitze Gebäudecke besteht in den beiden unteren Geschossen aus massivem Stein. Damit bekommt das Gebäude einen sehr soliden Ausdruck – mit einer Gehrung an der Ecke hätte der sich nicht erreichen lassen. In den darüber liegenden Geschossen ist die Ecke mit einem Stoß ausgeführt;

SOP Architekten: Büro- und Geschäftshaus Fürst & Friedrich. Foto: Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser

2. anders als generell in der Neubaufassade sind in den schrägen Fenster- und Türleibungen die Oberflächen der Steinplatten liniengespalten ausgeführt. Das geschieht in Handarbeit;

SOP Architekten: Büro- und Geschäftshaus Fürst & Friedrich.

3. für den Anschluss der historischen Fassade an den Neubau musste die Bestandsfassade um die Ecke herumgeführt werden. Das Mauerwerk dafür wurde komplett mit massivem Stein ausgeführt – alles in Handarbeit behauen und in Handarbeit aufgemauert;
4. die Fassade des Neubaus zieht sich ebenso in das Foyer hinein wie auch die alte Fassade, dort wo diese um die Ecke herumläuft;

SOP Architekten: Büro- und Geschäftshaus Fürst & Friedrich. Foto: Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser

5. im Foyer gibt es eine reliefartige Wandbekleidung in Jurakalkstein. Auch auf dem Boden liegt dieser Stein.

SOP Architekten: Büro- und Geschäftshaus Fürst & Friedrich.

Markant im Inneren des Neubaus ist der 17 m hohe Freiraum, der das Bestandsgebäude umgibt. Dieses 500 m² große Foyer kann als Raum für Begegnungen auch von der Öffentlichkeit genutzt werden. Eine Bar, eine Lounge und eine Seating-Area stehen Mietern und Gästen für informelle Meetings sowie als Erholungs- oder Arbeitszone zur Verfügung. Die Gastronomieflächen im Erdgeschoss werden über einen separaten Eingang von der Friedrichstraße erschlossen.

SOP Architekten: Büro- und Geschäftshaus Fürst & Friedrich. Foto: Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser

Im seitlichen Eingang am Fürstenwall stößt man auf ein Kleinod, das aus dem Altbau stammt. Es stellt den Vater Rhein dar und wurde nun restauriert.

SOP Architekten: Büro- und Geschäftshaus Fürst & Friedrich.SOP Architekten: Büro- und Geschäftshaus Fürst & Friedrich.SOP Architekten: Büro- und Geschäftshaus Fürst & Friedrich.

Die Bürogeschosse auf den oberen Stockwerken sind flexibel aufteilbar.

SOP Architekten: Büro- und Geschäftshaus Fürst & Friedrich.

Die Höhe des Neubaus mit 6 Geschossen orientiert sich an der Umgebung. Um zusätzlichen Nutzraum zu gewinnen, sitzt obendrauf ein Staffelgeschoss, das von der Straße aus nicht zu sehen ist. Durch Außenterrassen auf mehreren Etagen wurden zusätzliche Aufenthaltszonen geschaffen.

„Gerade der Erhalt der klassizistischen Fassade erforderte Mut und wir sind dankbar, dass der Bauherr diesen Weg mitgegangen ist!“, so Wolfgang Marcour, geschäftsführender Gesellschafter von SOP architekten, „Das Ergebnis macht uns nun umso stolzer!“

Den Stein lieferte die Firma Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser, die auch sämtliche Steinarbeiten ausführte.

Das Gebäude hat eine Zertifizierung LEED Gold.

SOP Architekten

Fürst & Friedrich

Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser

Fotos: B+E Fotografie

SOP Architekten: Büro- und Geschäftshaus Fürst & Friedrich.

(13.11.2020)