Euroroc-Präsident Hermann Graser: „Wir sollten Naturstein mehr in den Fokus der Entscheidungsträger rücken und seine Umwelt-Stärken besser herausstellen“

Hermann Graser, neuer Euroroc-Präsident. Foto: Firma

Die Dachorganisation der europäischen Natursteinverbände wählte auf ihrer Generalversammlung einen neuen Vorsitzenden

Hermann Graser jun. wurde auf der Euroroc-Generalversammlung am 02. Oktober 2020 als Präsident für die kommenden 2 Jahre gewählt. Euroroc ist die Dachorganisation der nationalen Natursteinverbände Europas. Graser ist seit 2009 zusammen mit seinem Bruder Chef der Firma Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser GmbH, die mehr als 20 Steinbrüche in Deutschland betreibt. Seinen Berufsweg begann er mit einer Ausbildung zum Steinmetz, gefolgt vom Meistertitel und Zusatzqualifizierungen als Techniker und Restaurator. Peter Becker von Stone-Ideas.com sprach mit ihm über die Steinbranche in Deutschland und in Europa.
 

Stone-Ideas.com: In Ihrer kurzen Dankesrede nach der einstimmigen Wahl sagten Sie, dass die Stimme des Natursteins besser hörbar sein sollte. Welche Wege sehen Sie, um das zu erreichen?

Hermann Graser: Nachhaltiges Bauen ist ein zentrales Thema unserer Zeit, und Architekten und Bauherren, aber auch politische Entscheidungsträger, haben die Priorität dieses Themas erkannt. Gerade erst war am 18. Oktober 2020 ein Gastbeitrag von Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission, in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, in dem sie im Rahmen des Europäischen Green Deals auf eine stärkere Verwendung von naturnahen Baustoffen pocht [Die Präsidentin der EU-Kommission, Ursula von der Leyen, pocht im Rahmen des Europäischen Green Deals auf eine stärkere Verwendung von naturnahen Baustoffen]. Naturstein gehört als natürlicher Rohstoff zu den nachhaltigsten Baustoffen überhaupt und hat über Jahrtausende die europäische Baukultur mitgeprägt. Hier ist es wichtig, Naturstein wieder mehr in den Fokus der Entscheidungsträger zu rücken.
 

Stone-Ideas.com: Reden wir über den aktuellen Stand der Dinge: Wie kann sich die Steinbranche wirkungsvoll der starken Konkurrenz seitens der Kunststeine und Großkeramiken entgegenstellen?

Hermann Graser: Auch hier ist das Thema Nachhaltigkeit ungemein wichtig. Naturstein als natürlicher Baustoff ist bereits seit Millionen von Jahren als fertiger Rohstoff in der Natur vorhanden und muss nicht erst mit energieaufwendigen Prozessen hergestellt werden. Auch fallen keine belasteten Abfallstoffe an. Diese unschlagbaren Vorteile des Natursteins müssen mehr kommuniziert werden. Hilfreich ist hier die Nachhaltigkeitsstudie des DNV mit ihrer Ökobilanz von Bodenbelägen. Die Studie ergab eindeutig, dass bei der Herstellung und Nutzung von Natursteinbodenbelägen deutlich niedrigere CO2-Werte anfallen als bei anderen Belagsmaterialien wie zum Beispiel der keramischen Fliese.
 

Stone-Ideas.com: Welches sind die dringendsten Felder, wo die Steinbranche besser werden muss?

Hermann Graser: Wir müssen in der Außendarstellung besser werden. Wenn wir alle zusammenarbeiten, haben wir eine gewichtige Stimme.
 

Stone-Ideas.com: Was sind die Lehren, die die Steinbranche aus der Coronakrise ziehen kann?

Hermann Graser: Wichtig ist meines Erachtens, sich verstärkt auf dem heimischen Markt zu positionieren. Gerade jetzt in der Coronakrise hat sich gezeigt, dass zwar die Entwicklung am Bau krisenbedingt an Dynamik verliert, aber die Nachfrage im Privatsektor nach regionalen Materialien in allen Ländern erfreulich positiv ist. Dies eröffnet neue Chancen, den Naturstein als Baustoff dem Konsumenten näher zu bringen.

Anmerkung der Redaktion: das Amt des Euroroc-Präsidenten ist ehrenamtlich und wird nicht honoriert.

Euroroc

Bamberger Natursteinwerk Hermann Graser GmbH

(14.12.2020)