Die französisch-britische Künstlerin benutzt die Software AudioSculpt, um akustische Zitate der Bildhauerin Barbara Hepworth umzuformen
Wenn wir Künstler und ihre Arbeiten vorstellen, geht es im Regelfall um Gegenständliches – was sonst kann man mit Stein anfangen? Ausnahmen sind zum Berichte Berichte über Fotografien von Steinbrüchen und Ähnliches.
Diesmal wollen wir uns ganz weit davon entfernen, eigentlich so weit, wie Abstraktion nur gehen kann: denn die französisch-britische Künstlerin Olivia Louvel arbeitet gar nicht mehr am Stein, sondern hat sich Tonaufnahmen vorgenommen und diese digital bearbeitet.
Aber es handelt sich nicht um Töne, die etwa aus dem Steinbruch oder dem Bildhaueratelier stammen. Die Abstraktion geht, wie schon gesagt, viel weiter.
Reden wir erst über das Werkzeug, das Olivia Louvel benutzt. Es ist die Software AudioSculpt, die am IRCAM (Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique) in Paris entwickelt wurde. Das ist ein Forschungsinstitut mit Sitz im Centre Pompidou in Paris, wo man Musik und Akustik mit den Möglichkeiten elektronischer Gestaltung zusammenbringt.
Bei AudioSculpt, sagen wir es vereinfacht, kann man am Bildschirm mit der Maus Linien oder Flächen zeichnen, und diese mit Tönen, Klängen oder Geräuschen füllen. Dabei entstehen mehrdimensionale Klang-Skulpturen, wenn man so will.
Das wäre aber eigentlich nun doch allzu weit von dem entfernt, womit wir uns normalerweise beschäftigen. Olivia Louvel aber stellt über das Material, das sie verwendet, doch einen Bezug zum Stein her: sie benutzt nämlich Tonaufnahmen der Bildhauerin Barbara Hepworth (1903-1975).
Diese war eine der prägenden Persönlichkeiten in der Bildhauerei im 20. Jahrhundert von etwa 1925 bis zu ihrem Tod im Jahr 1975. Berühmt wurde sie mit großformatigen Formen aus Marmor, die in ihrer Abstraktheit ehemals ganz innovativ waren. Etwa 600 Arbeiten in Stein oder Bronze findet man vielerorts in Parks oder für Gebäuden – am besten würden sie aber in einer weiten und unberührten Landschaft wirken, wo sie von der Anwesenheit der Menschen künden.
Man kann die Arbeiten von Olivia Louvel auf ihrer Webpage anhören/ansehen.
Video: Sculpter le son / Sculpt the Sound (französisch, englische Untertitel in der Navigation unten im Film)
(27.12.2020)