Das GeoZentrum Nordbayern hat mit einem Tauchroboter Lavaproben vom Meeresboden heraufgeholt und untersucht
Der submarine Terceira-Graben geht auf tektonische und vulkanische Aktivitäten zurück und ähnelt damit kontinentalen Grabensystemen. Dies zeigen Lavaproben vom Meeresboden, die 2016 bei der Expedition M128 mit dem Forschungsschiff Meteor gesammelt wurden. Bettina Storch vom GeoZentrum Nordbayern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) untersuchte das Alter und die chemische Zusammensetzung der Laven im Rahmen einer Masterarbeit. Die Ergebnisse wurden in der Online-Fachzeitschrift Scientific Report veröffentlicht.
Die etwa 7 Kilometer dicke ozeanische Erdkruste ist im Mittel von 4,5 Kilometer Wasser bedeckt und daher nur schwer zugänglich. Das Phänomen der Rissbildung durch Dehnung der ozeanischen Kruste ist daher noch weitgehend unerforscht. Im Meeresgebiet der Azoren ist die Kruste jedoch auf 15-20 Kilometer verdickt und liegt als Azoren-Plateau nur 1,3 Kilometer unter dem Meeresspiegel.
Im Azoren-Plateau entstand durch tektonische Dehnung ein bis 1,5 Kilometer tiefer Graben, der nach der Insel Terceira benannt ist. An der nordöstlichen Grabenflanke sammelte der Tauchroboter der Meteor Lavaproben in Wassertiefen von 1.300 bis 2.500 Meter. Damit bekamen die Forscher Zugriff auf die oberen 1,2 Kilometer der ozeanischen Kruste. „Die chemische Zusammensetzung dieser Basalte erinnert an die von Kontinentalgräben wie dem Rhein- oder Egergraben“, sagt Prof. Dr. Karsten Haase, vom Lehrstuhl für Endogene Geodynamik der FAU. Die Magmen wurden in mehr als 90 Kilometer Tiefe aufgeschmolzen und traten vor 2,0 bis 1,5 Millionen Jahren am Meeresboden als Lava aus.
Die Laven der Grabenflanke stellen demnach eine ältere vulkanische Phase dar, nach der sich vor 1,5 Millionen Jahren der 35 Kilometer breite Terceira-Graben öffnete. In der Grabensohle brach vor etwa 500.000 Jahren der Unterwasservulkan D. João de Castro aus, dessen Vulkanismus bis heute anhält. Auch die großen Vulkane der Azoreninseln sind jünger als der Terceira-Graben. Die Topografie des Azoren-Plateaus spiegle den Wechsel von tektonischen und vulkanischen Aktivitätsphasen, sagt Prof. Haase.
Die Azoren, landläufig bekannt als Wetterküche Europas, sind eine Inselgruppe, die aus einer Vielzahl von jungen und teilweise aktiven Vulkanen besteht. Die Vulkaninseln liegen auf dem so genannten Azoren Plateau, einem Bereich mit verdickter ozeanischer Kruste. Sie haben eine üppige Vegetation, mildes feuchtes Klima, sind oft mit Nebel und tiefen Wolken verhangen. Die Azoren gehören zu Portugal und liegen etwa 1350 km westlich von dessen Küste im Atlantik. Die kürzeste Enrfernung zum amerikanischen Kontinent ist nach Neufundland in Kanada und knapp 2000 km lang, nach New York sind es etwa 3600 km.
(06.05.2021)