Die Planer bringen die einfachen Volumina mit Schrägen und Winkeln quasi zum Schweben
Klare Formen bestimmen die Architektursprache beim „Marble House“ am Rand von Buenos Aires, schreiben die Planer vom Büro OON Architecture. Gleichzeitig zitieren sie aber auch Albert Einstein mit seinem berühmten Satz aus anderem Zusammenhang: „Man soll die Dinge so einfach machen wie möglich, aber nicht einfacher.“ Das und das Spiel der Architekten mit den Buchstaben und Formen in ihrem Logo lassen ahnen, dass – anders als zum Beispiel in der Bauhaus-Tradition – die klaren Formen große spielerische Freiheiten haben.
Und die sind so ausgeprägt, dass sie den Charakter des Gebäudes bestimmen: man kann es als eine Art von Raumschiff sehen, das gerade am Rande des Golfplatzes im noblen Stadtviertel El Golf de Nordelta gelandet ist: neben den geraden Linien und rechten Winkeln findet man überall Schrägen und Ecken, die dem Haus etwas Futuristisches geben. Sie lösen nicht nur die strengen Formen auf, sondern bringen auch eine starke Bewegung des Aufsteigens in das Erscheinungsbild.
Dazu trägt auch bei, wie geschickt die Architekten durch die Materialwahl die Wände aufgelöst haben: das Gebäude ist komplett mit Travertin verkleidet (der hier als Marmor bezeichnet wird), dessen unebene Oberfläche mit den bräunlichen Farbvarianten die Mauern quasi verschwinden lässt. Auch die breiten Glasfenster tragen zu diesem Effekt bei.
Der Eindruck des Schwebens wird dadurch erreicht, dass die Decken vorgezogen sind. Der praktische Grund dafür ist der notwendige Sonnenschutz.
Ein kleiner Höhepunkt der Gestaltung befindet sich neben dem Gebäude: der Zugang verläuft über einen Steg über einer Wasserfläche – der Swimmingpool hinter dem Haus ist hier quasi noch vorne verlängert. Viel Raum gibt es für die 3 Stellplätze in der Garage und die 2 Parkplätze davor.
Die Funktionsbereiche des Hauses sind klar erkennbar, obwohl sie einheitlich mit Naturstein verkleidet sind: im 1. Geschoss liegt der private Bereich, darunter zum Garten die Zone für soziale Nutzung und zur Straße der Serviceteil mit den Garagen. „Das zentrale Volumen schwebt im Obergeschoss und ist auf den beiden anderen im Untergeschoss abgesetzt“, schreiben die Architekten.
Die Natursteinarbeiten außen an der Fassade erledigte die Firma Robra Construcciones, die Arbeiten im Inneren der Steinmetzbetrieb Marmolería Goana.
Fotos: Alejandro Peral
Grafiken: OON Architecture
(04.06.2021)