Die beiden Designer Shilpa Srinivas und Paolo Ciacci verwenden für ihre neue Marke ausschließlich Abfallstücke aus Naturstein
Stone Stacking ist ein anderes Wort für Rock Balancing: man arrangiert dabei zufällig gefundene Steinbrocken in einem sensiblen Gleichgewicht, das nicht dauerhaft ist. Gibt es das als Wettbewerb, hat derjenige gewonnen, der die ausgefallensten Arrangements zusammenbringt – am Ende fegt der Wind oder die Wellen am Strand alles wieder weg. Es gibt sogar richtige Künstler in dieser speziellen Disziplin der LandArt.
Nun taucht die Idee auch im Möbeldesign auf: Stone Stackers nennen Shilpa Srinivas und Paolo Ciacci ihre neue Marke. Sie haben bereits mit designinteriore studio eine Firma für Möbeldesign etabliert, die jedoch, sagen wir: eher bürgerliches Design herstellt. Und dafür übrigens auch Naturstein verwendet.
Um das Konzept von Stone Stackers zu beschreiben, wollen wir auf einen Begriff aus der Musik zurückgreifen: es ist im Stein-Design das, was im Jazz der Free Jazz ist: herkömmlichen Vorstellungen von Möbeln folgen die Tische und Konsolen gar nicht oder nur am Rande.
Diese komplette Freiheit im Design verlangt natürlich nach ihrerseits unbestimmbaren Elementen, aus denen die Objekte komponiert sind – die beiden Designer verwenden Abfallstücke aus der Marmorfabrik.
Diese werden hier durch Kreativität gewissermaßen geadelt. Übrigens, um es gleich zu sagen: auch preislich zeichnen sich die Stücke mit 2500 bis knapp 5500 € als noble Objekte aus.
Da wollten wir natürlich wissen, wie hier der kreative Prozess vor sich geht, und Shilpa schrieb uns: „Das Zusammensetzen erfolgt äußerst instinktiv und spontan.“
Man muss es sich tatsächlich so vorstellen, dass die beiden im Hinterhof einer Steinmanufaktur nach irgendwie auffälligen Stücken Ausschau halten und diese dann mitnehmen. Nun ja: sie sind keine Abfallsammler, sondern eben Designer für Reststücke, und haben eine Firma als Partner, nämlich Simeg Marmi, die exklusive Lösungen in der Innenarchitektur mit Stein anbietet.
Aber die beiden sind nicht nur Jäger, sondern auch auch Sammler, und heben besondere Stücke auf, bis sich eine Verwendung dafür findet. Das Besondere an einem Stück kann dessen Form sein, oder auch die Spur, die etwa eine Steinsäge ihm mitgegeben hat. Naturlich auch die Farbgebung oder die Aderung im Stein.
Zurück zum Produktionsprozess: Nach der Kür der Auswahl der Ausgangstücke folgt das Pflichtprogramm beim Zusammensetzen des Objektes. Es ist eine Herausforderung, weil die Stücke auch für Kunden in fernen Ländern ausgelegt sind und also für den Transport demontierbar sein müssen.
Je nachdem wird die Komposition mit Kleber oder Verschraubungen ausgeführt.
Fazit: Die Einmaligkeit jedes Stückes Stein wird hier ins Extrem getrieben, denn niemand kann ahnen, was die beiden bei ihrem nächsten Beutezug finden und wie sie es arrangieren.
Die Webpage der beiden ist noch nicht fertig. Man findet Stone Stackers auf dem Webshop Artemest.
Fotos: Stone Stackers
(27.04.2022)