Caroline Lenner aus Schweden bringt nach Jahren des Studiums und der Erfahrung in vielen Branchen innovative Konzepte in den Grabmalbetrieb ihres Vaters ein
Die junge Dame auf dem Foto oben ist Caroline Lenner, zuständig für Finanzen, Business und Marketing beim Steinmetzbetrieb Orsa Stenhuggeri AB ihres Vaters, und sie hatte in einem Portrait der Zeitschrift „Sten“ (1/2022) gesagt, dass sie „das Image der Steinbranche erweitern und zeigen wolle, was es für doch ein „spannender und lustiger Wirtschaftszweig mit so vielen Möglichkeiten“ ist.
Wir, die wir das vierteljährliche Magazin des schwedischen Natursteinverbands mithilfe einer automatischen Übersetzung lesen, wollten da natürlich gleich wissen, was sie im Detail meinte. Denn: weltweit, nicht nur in Schweden oder Skandinavien, hat die Steinbranche große Probleme mit dem Nachwuchs.
Und: ebenfalls weltweit ist es so, dass zwar Naturstein als solcher ein sehr positives Image als wertvolles und neuerdings auch umweltfreundliches Material hat, dann aber dennoch die offenen Stellen der Branche nicht auf große Nachfrage bei jungen Leuten stoßen.
Wir haben also Caroline Lenner gefragt, was sie mit „ein spannender und lustiger Wirtschaftszweig mit vielen Möglichkeiten“ meint.
Zu ihrer Person: die Firma ihres „Papa“, wie die Übersetzung schreibt, war für sie nie eine Option für den Lebensweg. Der Betrieb mit Schwerpunkt Grabmale sei ihr immer irgendwie langweilig und altmodisch erschienen.
Sie legte lieber ein Wirtschaftsstudium mit Schwerpunkt Immobilien und Wohnungswirtschaft ab, packte dann noch eine Qualifikation in Unternehmensführung drauf, war längere Zeit als Immobilienmaklerin und Teilhaberin in einem Unternehmen in Göteborg tätig und sammelte schließlich 2 Jahre lang Erfahrungen als Projektmanagerin in der Baubranche in der Landeshauptstadt Stockholm.
Nach 10 Jahren kam sie zurück nach Orsa, wo die Firma ihres Vaters ihren Sitz hat. Sie schreibt: „Plötzlich sah ich das Potenzial. Ich erkannte, die enormen Möglichkeiten des Unternehmens und wie ich dort meine Erfahrungen ausschöpfen könnte.“
Sie umreißt Ansatzpunkte: Sie will konkret, dass jeder Mitarbeiter exakt definierte Zuständigkeiten hat. „Wir müssen mit der Zeit gehen und die Kundenaufträge schneller erledigen und die Kosten senken. Wir können nicht weiterarbeiten wie bisher“, nennt sie ihre Leitlinie.
Dazu gehöre auch der Einsatz von modernen Technologien wie CNC-Maschinen usw. „Diese Technologien gehören doch in allen Bereichen unseres Alltags dazu – auch wir müssen sie bei unserer Arbeit einsetzen.“
Gleichzeitig will sie auch in der Nachwuchsgewinnung herausstellen, dass ihre Firma diese Technologien am Arbeitsplatz einsetzt.
Und wie hält sie es dann mit Traditionen, die bei gerade Steinmetzen einen sehr hohen Stellenwert haben?
Sie sieht Traditionen nicht als Hindernis für eine Modernisierung, vielmehr als Grundlage der Steinberufe. „Geschichte und Traditionen waren immer für die Menschen wichtig, und wir müssen sie bewahren um zu zeigen, wie authentisch unsere Arbeit ist.“
Anders ausgedrückt: es geht ihr um eine Anpassung des Arbeitens am Stein an die Gegenwart, ohne die Tradition als Quelle der Identität zu verlieren.
Damit stellt sich natürlich die Frage nach den Produkten und Dienstleistungen, die ihre Firma anbietet. „Als ich in die Branche kam, war ich war ich überrascht, wie viele Möglichkeiten es gibt. Wir haben ein solides Material, aus dem wir fantastische Produkte herstellen können, und es gibt nicht viel, was uns einschränkt“, mailt sie auf unsere Frage.
Offenbar denkt sie auch über neue Produktideen nach. Der schwedische Verband hat gerade einen Wettbewerb junger Studenten zu Produktdesign mit Naturstein abgehalten. Wir ergänzen: von Brasilien über Italien und der Türkei bis nach China gibt in der Branche es ähnliche Initiativen.
Auf der Webpage von Orsa Stenhuggeri findet man dazu einen interessanten Aspekt, der ein ganz neues Selbstverständnis der Firma gegenüber den Kunden zeigt: „Wir laden Sie ein, uns ihre Ideen zu präsentieren, um etwas zu produzieren, das neben Ihnen sonst niemand hat.“ Das kann sich auf Grabmale beziehen, aber auch auf Alltagsgegenstände.
Orsa Stenhuggeri AB (schwedisch)
Magazin „Sten“, 1/2022 (schwedisch)
Foto: Sara Lansgren
(20.06.2022)