Die Branchenschau in Nürnberg will an ihr altes Profil anknüpfen und wieder mehr Anbieter von Steinen anlocken
Vier Jahre lang hatte es wegen der Corona-Pandemie keine Stone+tec gegeben, und so waren die Erwartungen groß für den Neustart im Juni 2022. Und der war ein Erfolg, so unser Eindruck aus Gesprächen mit Ausstellern und Besuchern. Einige neue Ansätze im Programm lassen eine positive Fortführung in der nächsten Ausgabe in zwei Jahren (19. – 22. Juni 2024) erwarten.
Rund 9600 Besucher kamen dieses Jahr an den vier Messetagen (22.-25. Juni 2022) auf das Gelände in Nürnberg mit U-Bahn-Anschluss. Dabei gab es für die Anreisenden per U-Bahn zunächst eine Überraschung: die Wagen waren vollgepackt mit jungen Leuten, die sich auf Englisch unterhielten – hatte der neue Veranstalter AFAG etwa das Wunder vollbracht, die Stone+tec wie vor einigen Jahrzehnten wieder zu einem internationalen Hotspot zu machen?
Der Eindruck täuschte, denn die jungen Leute waren zu der nebenan stattfindenden Computermesse Embedded World erschienen.
Die Stone+tec hat nicht mehr die internationale Anziehungskraft, die sie in den 1990ern als starke Konkurrenz zur ebenfalls zweijährigen Marmotech in Carrara (die es nicht mehr gibt) auszeichnete.
Inzwischen hat die Schau in Nürnberg im Kern die Steinmetze aus den deutschsprachigen Ländern als Zielgruppe. Entsprechend kamen die meisten Gäste aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, „im internationalen Bereich waren Besucher aus Italien, Polen sowie Nordeuropa und dem Baltikum am stärksten vertreten“, heißt es in einer Pressemitteilung.
Jedoch ist es das langfristige Ziel des neuen Veranstalters AFAG – der die Schau von der NürnbergMesse übernommen hat – die Stone+tec wieder mehr zu einem Drehkreuz für das grenzüberschreitende Geschäft mit Natursteinen für Architektur und Innenarchitektur zu machen.
Zuletzt lag der Schwerpunkt auf Maschinen und Werkzeugen sowie Grabmalen.
Um dafür die Natursteinhändler wieder ins Boot zu holen, gab es bei dieser Stone+tec eine wichtige Neuerung: zum ersten Mal fand ein Kongress statt, am ersten Tag zu Architektur mit Stein, und am zweiten zu Restaurierung. Am Abend des 1. Tages wurde der Deutsche Naturstein-Preis verliehen. Wir werden berichten.
Indem man so die Architekten auf die Messe holt, will man auch die Verkäufer von Steinplatten und Endprodukten anlocken.
Man beachte: Der Veranstalter muss dieses Ziel aus eigenen Kräften erreichen – staatliche Mittel etwa für Architektenreisen oder Buyers‘ Programs gibt es es nicht.
Mit rund 200 Teilnehmern am Kongress (zu dem am 3. Tag noch das Thema Friedhof und Grabmal dazukam) konnte sich der Start sehen lassen. Dies auch deshalb, weil es eine Panne gegeben hatte und die Weiterbildungspunkte für Architekten erst spät bestätigt worden waren. Das hängt ebenfalls mit einer deutschen Besonderheit zusammen: Bildung ist die Sache jedes einzelnen der 16 Bundesländer, und folglich entscheidet jedes für sich, ob es für den Besuch des Architekturkongresses solche Credits gibt oder nicht.
Am Ende hatten alle Bundesländer zugestimmt, teils aber erst einen Tag vor Kongressbeginn.
Positive Anzeichen für eine Stärkung des internationalen Profils der Stone+tec gab es: für die Ausgabe 2024 hätten „Unternehmen und Verbände beispielsweise aus der Türkei und Italien bereits starkes Interesse bekundet“, so der Veranstalter.
Neben dem Kongress hatte der Veranstalter besonderen Wert auf Innovationen gelegt, die in einem separaten Bereich gezeigt wurden. Thema war hier die Digitalisierung im Steinmetzhandwerk, und es wurde vorgeführt, wie sich Scanner, 3D-Drucker und andere elektronische Hilfsmittel im Entwurfsprozess nutzen lassen.
Gering war diesmal die Zahl der Aussteller aus dem Grabmalbereich.
Stone+tec 2024, 19. – 22. Juni
(20.07.2022)