Der Tyresta-Nationalpark in Schweden hat am Haupteingang ein Landschaftsrelief, das aus dem heimischen Moheda Black Diabas herausgefräst wurde

Landschaftsrelief des Tyresta-Nationalparks in Schweden.Landschaftsrelief des Tyresta-Nationalparks in Schweden.

In dem Projekt über 10 Jahre von der Idee bis zur Fertigstellung spiegelt sich die Entwicklung der Steintechnik wider

Eine Darstellung der Landschaft aus der Vogelperspektive gehört zu jedem Nationalpark. Denn mit solchen topographischen Karten lassen sich die Berge und Täler in einer Gegend am anschaulichsten präsentieren. Allerdings: welches ist das beste Material für solch ein Relief? Man kennt viele Beispiele aus der ganzen Welt: teils sind sie aus Bronze gegossen, teils aus Plastik geformt, manchmal auch aus Holz geschnitzt. Vom schwedischen Tyresta-Nationalpark kommt nun eine andere Lösung, nämlich aus Stein und zwar aus einem Material vor Ort, nämlich dem dunklen Moheda Diabas.

Eigentlich war diese Materialwahl schon immer naheliegend, denn Stein ist extrem haltbar, kann also auch im Freien aufgestellt werden.

Der Verlauf des Projektes zeigt aber, warum Stein bisher in solchen Verwendungen kaum vorkam und warum es beim Tyresta-Nationalpark beinahe 10 Jahre von der ersten Idee bis zur Fertigstellung im Jahr 2020 brauchte.

Es geht um die Entwicklung der Steinbearbeitung mit CNC.

Vor 10 Jahren war sie nämlich noch mit einigen Unsicherheiten behaftet. So waren sich die Verantwortlichen damals nicht sicher, ob man mit einer Fräsmaschine die Höhenlinien überhaupt hinreichend exakt auf die Steinoberfläche übertragen könnte. Und bei den Kosten reichte eine der Schätzungen gar an die utopische Summe von 750.000 €.

Seitdem aber hat sich die Lage grundlegend verändert und es gibt hinreichend Erfahrung mit CNC-Steuerung und Roboterarmen.

Beim Tyresta-Nationalpark sprach für die Verwendung von heimischem Stein auch die Idee, dass ein Modell zum Anfassen geschaffen werden sollte: dies zum einen für Sehbehinderte und Blinde, zum anderen aber auch für Kinder.

Landschaftsrelief des Tyresta-Nationalparks in Schweden.Landschaftsrelief des Tyresta-Nationalparks in Schweden.

Die Grundform des Landschaftsreliefs ist nun ein gleichseitiges Sechseck mit 1,5 m Kantenlänge und 1 t Gewicht. Es ist aus einem Block aus Moheda Black Diabas im Maßstab
1:5000 gefräst. Die Unterlage besteht aus eine 3-t-Stück aus demselben Stein.

Die Gesamthöhe des Objekts ist 55 cm, so dass es keine Gefahr darstellt, wenn die Kinder darauf herumklettern wollen.

Wichtig für die Entscheidung zugunsten von Naturstein als Material war auch, dass man in ihn Informationen eingravieren kann. Die Kurztexte sind hier mit Farbe hervorgehoben.

Landschaftsrelief des Tyresta-Nationalparks in Schweden.Landschaftsrelief des Tyresta-Nationalparks in Schweden.

Gelb eloxierte Aluminiumstifte markieren die Wanderwege durch den Park. Stationen zum Ausruhen sind besonders gekennzeichnet.

Nach der Arbeit der Fräsmaschine wurde die Steinoberfläche von Hand nachgearbeitet.

Landschaftsrelief des Tyresta-Nationalparks in Schweden.

Dabei zeigte sich wie von selbst eine zusätzliche Darstellungsmöglichkeit: die auf Hochglanz polierten Steinoberflächen der Seen sind tiefschwarz – bei schönem Wetter spiegelt sich in ihnen wie in einem echten Gewässer der Himmel, nach einem Regenguss werden sie zu wirklichen Wasserflächen, und im Winter tragen sie den Glanz von Eis und Schnee oder das bizarre Weiß von Raureif.

Wissenschaftliche Genauigkeit kennzeichnet das Relief, jedoch wurde ein Zugeständnis gemacht: um die Berge und Täler besser sichtbar zu machen, ist das Verhältnis von Höhe zu Breite im Maßstab verzerrt. Normalerweise wäre die Landschaft arg flach geworden.

Das Sechseck als Grundform orientiert sich am Logo des Nationalparks, einem Stern auf solch einer Grundfläche. Diese Marke ist in goldener Farbe in das Relief eingraviert, und findet sich nicht weit entfernt auch separat am Haupteingang der Anlage.

Das Relief selbst steht am Ende einer Reihe von Felsbrocken vor den Eingang, die einzelne Berge aus dem Park symbolisieren.

Tyresta-Nationalpark

Das Projekt ist detailliert auf schwedisch im Magazin Sten (03/22) des dortigen Natursteinverbands beschrieben.

(19.12.2022)