(Januar 2011) Er war Hofbildhauer in Berlin und erreichte die höchsten Ehren, bis er unter Kaiser Wilhelm II. vom neuen Zeitgeist überholt wurde. Das Deutsche Historische Museum in Berlin widmet Reinhold Begas bis zum 6. März eine Ausstellung mit dem Titel „Monumente für das Kaiserreich“ und zeigt darin eine Überfülle an Arbeiten in Marmor.
Etwa „Nach dem Bade“, geschaffen um das Jahr 1871, eine Momentaufnahme einer nackten Frau, die sich gerade abtrocknet. Oder „Pan als Lehrer des Flötenspiels“ von 1868, zu dem die Berliner Zeitung in ihrer Ausstellungsbesprechung schrieb: „Der Marmor scheint vor Leben zu vibrieren.“
Die Ausstellung zeigt Begas’ Anfänge in Berlin, stellt seine Jahre in Rom vor, wo er mit den Malerfreunden Böcklin, Feuerbach und Lenbach den „Neubarock“ entwickelte, gibt Einblick in die Porträtkunst und in sein Atelier. Ein Hauptteil befasst sich mit den Denkmälern und Monumenten für Berlin, die drei Kaiser bei ihm in Auftrag gaben, und deren politisch gewollter Zerstörung nach dem Zweiten Weltkrieg in Ost- und Westdeutschland.
Ruhm hatte Begas erlangt, indem der die barocke Darstellungsweise wiederbelebte und zeigte, dass man mit Marmor nicht nur antike Strenge, sondern auch überbordende Lebenslust darstellen kann, schreibt die Zeitung.
Doch um 1905 gefiel dieser Geschmack Wilhelm II. nicht mehr. Fortan sah der Kaiser sich als einen Player auf der internationalen Bühne und erwartete, dass die Dienst tuenden Künstler Ideen wie Imperialismus oder Modernität Ausdruck gaben.
Begas starb 1911. Dass der Kaiser nicht einmal den Nachlass für die Akademie der Künste erwarb, war trotz aller Loyalität ein deutliches Zeichen für das Desinteresse des Herrschers an seinem einstigen ersten PR-Mann, um es in heutigen Worten auszudrücken.
Jedoch: Nicht die Darstellung der Herrscherpracht, sondern „die Rettung der Skulptur durch die Lebensfülle des römischen Barock“, sei die wirkliche Leistung von Begas gewesen, resümiert die Zeitung.