Das polnische Fachbmagazin wurde vor 2 Jahrzehnten von 2 ambitionierten Studenten in der Stadt Poznań gegründet
„Im Oktober 2002 hatte ein junger und ehrgeiziger Student der Politikwissenschaften an der Adam-Mickiewicz-Universität (UAM) eine goldene Geschäftsidee.“ So fängt der Leitartikel an, mit dem Maciej Brzeski, eben jener Student und heute Chefredakteur und Herausgeber der Fachzeitschrit „Nowy Kamieniarz“, mit reichlich Selbstironie das 20. Jubiläum seines Magazins begeht.
Jener junge Mann hatte, das fügen wir interpretierend hinzu, bei langen Aufenthalten in den Studentenkneipen der Industriestadt Poznań das Geschäftsmodell der dort ausliegenden Lifestyle-Magazine mit den eigenen Ambitionen 20 Jahre nach dem Ende des Kommunismus in Polen in Verbindung gebracht: Könnte man nicht auch für andere Branchen solche Medien erfinden? Sie würden kostenlos verteilt, durch Anzeigen finanziert, wären aber anders als die Kneipenblätter, von den Inhalten gesehen hochwertig und auf die Marktteilnehmer der jeweiligen Branche zugeschnitten. Studentenkollege Damian Nowak ließ sich von der Idee begeistern.
Dass beide das Projekt ausgerechnet in der Natursteinbranche starteten – Nowy Kamieniarz heißt übersetzt „Der Neue Steinmetz“ – hängt mit Brzeskis Familie zusammen: da gab es nämlich jemand, der mit Naturstein zu tun hatte.
Jedoch hatte der die beiden zunächst abblitzen lassen: Sobald sie die erste Anzeige für ihr Blatt hätten, sollten sie sich bei ihm melden, dann könnten sie auf ihn zählen.
Akquise war also angesagt und nach etlichen Anrufen hatten die beiden tatsächlich jemand an der Angel, der sie nicht gleich abwimmelte.
Wir ergänzen: wir kennen die beiden gut, und wissen, dass sie überzeugen können, und das nicht nur, wenn es darum geht, beim Kneipenbesuch bloß nicht zu früh nach Hause zu gehen, sondern zu später Stunde lieber noch in einer Disko vorbeizuschauen.
„Es gab plötzlich die Notwendigkeit, einen Firmennamen zu finden, ein Logo und Briefköpfe zu entwerfen, Angebote zu verschicken“, heißt es in Brzeskis Leitartikel weiter.
Ein paar Jahre später haben wir unseren Auftritt in der Story: Wir hatten gerade Stone-Ideas.com ins Leben gerufen, das ein internationales Online-Magazin für die Steinbranche werden sollte, und da kamen uns die Polen gerade recht. Schließlich ist die Stadt Poznań nur 2,5 Stunden mit dem Zug von unserem Standort in Berlin entfernt.
Das damals dort wichtigste Naturstein-Magazin, heute vom Markt verschwunden, hatte uns gerade abblitzen lassen, und so trafen wir uns mit den beiden in ihrem Büro im Keller eines Wohnhauses in Poznań – schade, dass damals noch nicht jeder Naseweis bei jeder Gelegenheit mit dem Handy Foto machte und sie ins Netz stellte.
Überhaupt: auch die Natursteinwelt war damals eine andere, wie Brzeski schon in seinem Leitartikel zum 15. Jubiläum seines Blattes geschrieben hatte: „Wir begannen unser Abenteuer zu einer Zeit, als die Marmomacc in Verona mit der Stone+tec in Nürnberg um den Titel der weltweit größten Steinmesse kämpfte. Die Steine und Werkzeuge aus China machten in den Einfuhrstatistiken nur einen Bruchteil aus.“
Was die Entwicklung der Technik angeht, schildert er die Rolle der damaligen Multi-Gatter als Vorläufer der Seilsägen und schreibt: „Wissen Sie, zu welchem Preis man heute eine gebrauchte Gattersäge verkaufen kann? Wenn nicht, müssen Sie zuerst einen solchen Apparat wiegen und dann einen Schrottplatz anrufen…“
Auch Nowy Kamieniarz hat in den 20 Jahren vielfältige Veränderungen erfahren. Kennzeichen war, dass die beiden über das gedruckte Magazin und über Polen hinaus sich immer wieder auf neuen Feldern versuchten. So gründeten sie im Nachbarland Ukraine ein Blatt für die Steinbranche; oder brachten Anzeigenblätter in Tschechien, der Slowakei und Litauen heraus.
Inzwischen war Partner Damian Nowak ausgestiegen und machte mit einem eigenen Unternehmen in der Medienbranche weiter, ebenfalls sehr erfolgreich.
Mit dem „Polish Stone Review“ informierte Brzeski das europäische Ausland über Absatzchancen und die Player auf dem polnischen Natursteinmarkt. Es erschien auf englisch, deutsch und italienisch.
Natürlich ist der Verlag inzwischen auch im Internet aktiv und hat Auftritte in den Social Media sowie eine App.
Als Highlight seiner Arbeit bezeichnet Brzeski die Aktivitäten im Bereich Naturstein-Design: In Kooperation mit zahlreichen polnischen Hochschulen hatte er Studenten eingeladen, verkaufbare Alltagsprodukte aus Stein zu entwerfen.
Worauf führt Brzeski den Erfolg seines Geschäftsmodells zurück? Schließlich versuchen sich auch andere mit dem Konzept kostenloser Medien, meist ohne großen Erfolg.
Es gehe um eigene Inhalte und deren Nähe zum Markt, sagt er: die Redaktion versuche zu ergründen, was die Marktteilnehmer aktuell umtreibt, und die Fragen in diesen Bereichen zu beantworten.
Dabei werden auch große Themen angefasst: in der Jubiläumsausgabe geht es um die Inflation und was sie für Polens Steinbranche bedeutet, in der Ausgabe zum 15. Jubiläum ging es weit blickend um Energiekosten und um Solarzellen auf den Dächern als Option.
Daneben gibt es Beiträge zu Maschinen und Werkzeugen, zu Stein in der Geschichte oder zur Geologie.
Zum Schluss des Editorial fügt er einen Dank an die Mitarbeiter und eine Bitte an die Leser an: „Denken Sie daran: Ohne Sie gibt es kein wir. Eine Zeitschrift kann man nicht für sich machen.“
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(23.01.2023)