Der Hof im Inneren und die Fassaden lassen eine Strömung und Wärmeableitung nach oben beziehungsweise quer durch das Gebäude entstehen
In den heißen Regionen der Erde wird seit jeher die Thermik genutzt, um die Gebäude zu kühlen. Die alte Tradition der Windtürme, auch Windfänger, genannt, wurde nun bei einem Mehrfamilienwohnhaus in Kuwait City wieder aufgegriffen. Die Architekten kamen vom Studio AGI architects mit Sitz in Kuwait und Madrid. Ihr „Wafra Wind Tower“ erreichte beim 2022er Aga Khan Preis für Architektur den Kreis der 20 Finalisten.
Die Konstruktion als solche ist unspektakulär. So sind die Fahrstühle und Treppen auf der Seite mit der größten Sonneneinstrahlung platziert, also Südseite. Umgekehrt ist die Wohnseite dort, wo es zumindest zeitweise keine direkte Sonneneinstrahlung gibt, also auf der Nordseite.
Das ist in diesem Fall auch die Seite, von der aus die Bewohner einen direkten Blick auf das Meer haben.
Im Kern des Gebäudes, das ein Turm mit 13 Geschossen ist, liegt ein Innenhof, wie man ihn ebenfalls aus dem Süden kennt. Die Zeichnung zeigt, wie die Luftströmung durch den Schacht obendrüber beziehungsweise quer durch das Gebäude streicht.
Die beiden unteren Geschosse dienen als Servicezonen. Dort liegt ein gemeinsamer Gymnastikraum und ein Swimmingpool für die Bewohner. Sein Wasser dient auch der Kühlung.
Nach oben folgen 12 Duplex-Wohnungen über je 2 Geschosse und ganz oben ein Penthouse mit Terrasse und Garten.
Dass die Architekten hier einen Turm zum Wohnen geschaffen haben, ist nicht nur dem Bemühen um eine Kühlung ohne den Lärm und den Energieverbrauch der Klimaanlagen geschuldet. Es ist auch ein Versuch, dem immer knapper werdenden Baugrund in dem Emirat entgegenzuwirken.
Die Fassade ist markant mit Granitplatten verkleidet, die mit ihrer thermischen Trägheit auch als Hitzeschutz wirken.
Gestalterisch wollten die Architekten wollten dem Gebäude im Distrikt Salmiaya damit ein „monolithisches Aussehen“ geben, wie sie schreiben, so als hätte der Wind es aus einem Felsmassiv herausgeschält. Ziel war auch, die Außenhaut deutlich von den Wänden im Innenhof zu unterscheiden.
AGI Architects in einer Selbstdarstellung:
„Das internationale Designbüro AGi architects wurde von Joaquín Pérez-Goicoechea und Nasser B. Abulhasan gegründet, von zwei an der Harvard University ausgebildeten Architekten. Gegenwärtig hat es Büros in Kuwait und Madrid mit mehr als 70 Mitarbeitern. Mit einem ausgeprägten internationalen Charakter und einer multidisziplinären Ausrichtung bietet es einen professionellen Service, der Qualität, Kreativität und exklusives Design betont… AGi architects wurde mit mehr als 40 internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter: Lafarge Holcim Awards, WAF Awards, Middle East Architect Awards, MIPIM Architectural Review, Identity Design Awards und Cityscape Awards.“
Aga Khan Award for Architecture
Fotos: AGI Architects
(13.02.2023)